Ludwig Wichmann: Wasserschöpferin


Der Bildhauer Ludwig Wilhelm Wichmann, geboren am 10. Oktober 1788 in Potsdam, begann bereits im Alter von 12 Jahren als Schüler im Atelier von Johann Gottfried Schadow zu arbeiten. Seit 1818 war Wichmann Lehrer der Modellierklasse an der Berliner Kunst- und Gewerbeschule, 1819 ernannte ihn die Berliner Akademie zu ihrem Mitglied und 1832 zum Professor. Wichmann ist am 28. Juni 1859 in Berlin verstorben.

Die Wasserschöpferin zählt zu den bekanntesten Arbeiten des Bildhauers. 1

Das lebensgroße Gipsmodell dieser Statue war erstmals 1840 auf der Berliner Akademieausstellung zu sehen. 2 Im September 1842 war die Marmorausführung der Statue fertig gestellt.3

Das Modell im Kunstgussmuseum besteht aus sieben einzelnen Teilen. Für den Herstellungsprozess wurden diese separat gegossen und anschließend zusammengefügt. Eine derartige Teilung eines Modells ist bei der Herstellung von größeren Objekten erforderlich. Zusammengesetzt ergeben die Einzelteile eine unterlebensgroße Statue mit einer Höhe von ca. 150cm.

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1 z.B. Pauli, Friedrich: Wegweiser für Freunde der bildenden Künste, ORT XXX, 1867, S. 176.

2 XXXII. Kunstausstellung der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin, 1840, S. 75, Nr. 1006.

3 XXXIII. Kunstausstellung der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin, 1840, S 102, Nr. 1174; Kunstblatt, 23. Jg., Nr. 18 (3.3.1842), S. 72


Abb. 1: Metallmodell der Wasserschöpferin im Kunstgussmuseum Lauchhammer

(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2017)

Abb. 2: Metallmodell der Wasserschöpferin, Teilansicht, im Kunstgussmuseum Lauchhammer

(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2017)


Es ist nicht überliefert, wann das Modell der Wasserschöpferin von der Gießerei Lauchhammer angekauft wurde. Die erhaltenen Unterlagen beinhalten auch keine Aufzeichnungen über weitere Ausführungen, Käufer oder Aufstellungsorte. Erhalten ist lediglich ein vermutlich um 1875 entstandenes Foto eines Abgusses.

Abb. 3: Foto im Archiv des Kunstgussmuseum Lauchhammer

(Foto: KGML, um 1875)

Dokumentiert sind jedoch mindestens sechs weitere Abgüsse der Wasserschöpferin: zweimal als Eisenguss, viermal als Bronzeguss

Ein moderner Eisen-Nachguss der Statue befindet sich im Kunstgussmuseum Lauchhammer.

Abb. 4: Wasserschöpferin im Kunstgussmuseum Lauchhammer

(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2017)


Im 19. Jahrhundert wurde die Wasserschöpferin vermutlich nur ein einziges Mal in der Gießerei Lauchhammer in Eisenguss ausgeführt. Dieser Abguss von 1875 befand sich im Besitz des Kreisbaumeisters Karl Jost in Bad Liebenwerda, dessen Tochter die Statue 1962 der Stadt übergab. Ursprünglich stand die Statue in einer Grünanlage am Bahnhofsweg in der Nähe des Dresdner Straße, später war sie im Bahnhofsgarten aufgestellt. Nach 1989 ist die Statue schwer beschädigt worden. Sie wurde restauriert und befindet sich seitdem vor dem Rathaus am Marktplatz von Bad Liebenwerda.4

Abb. 5: Wasserschöpferin im Zentrum von Bad Liebenwerda

(Foto: Tino Winkelmann, Bad Liebenwerda 2017) 

Ein Bronzeabguss wurde um 1848 im Marlygarten im Schlosspark Sanssouci aufgestellt.5 Dieses Exemplar war seit 1945 verschollen. 2016 ist in der Kunstgießerei Lauchhammer ein Nachguss in Bronze gegossen worden, der sich heute wieder am originalen Standort befindet.

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4 Hartwig, Walter: Denkmale im ehemaligen Kreis Liebenwerda, in: Der Stadtschreiber Bad Liebenwerda, 1997, Nr. 2, o. S.

5 Kopisch, August: Die Königlichen Schlösser und Gärten zu Potsdam : Von der Zeit ihrer Gründung an bis zum Jahr 1852, Berlin 1852, S. 213; Häberlin, Karl Ludwig: Sanssouci, Potsdam und Umgegend: mit besonderer Rücksicht auf die Regierungszeit Seiner Majestät, Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, Berlin/Potsdam 1855, S. 195; Artelt, Paul: Die Wasserkünste von Sanssouci. Eine geschichtliche Entwicklung von der Zeit Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart, Berlin 1895, S. 75 f.


Ein weiterer Bronzeabguss wurde vermutlich Mitte des 19. Jahrhunderts im südwestlichen Bereich des Schlossparks Babelsberg am großen Teich aufgestellt (verschollen).6

Foto-Inventar-nr: F0000142; Fotograf: Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten (1927-1945), Oberhofmarschallamt/; Aufnahmedatum: 1927 – 1928

Abb. 6: Historisches Foto der Wasserschöpferin im Schlosspark Babelsberg,

(Foto: SPSG, um 1927/28)

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6 Kubach, Hans Erich, Joachim Seeger und Heinrich Jerchel (Hg): Die Kunstdenkmäler des Kreises Teltow, Berlin 1941, S. 57


Ein dritter Bronzeabguss in der Größe 152 cm befand sich früher im Kaiser-Friedrich-Museum in Magdeburg. Er steht heute im Magdeburger Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen.

Abb. 7: Wasserschöpferin im Kaiser Friedrich Museum in Magdeburg

(Foto: Ansichtskarte, Zeit unbekannt)


Ein vierter Bronzeabguss ist heute im Treppenhaus von Schloss Hohenbocka in der Oberlausitz aufgestellt.

Abb.: Wasserschöpferin im Schloss Hohenbocka

(Foto: unbekannt)


Nicola Vösgen