Nicola Vösgen

 

Wilhelm Wandschneider: Kriegerfiguren

 

Wilhelm Wandschneider wurde am 6. Juni 1866 in Plau am See als Sohn eines Malermeisters geboren. Er erlernte zunächst das Malerhandwerk und begann im Wintersemester 1886 das Studium an der Akademischen Hochschule der Bildenden Künste in Berlin. Seine Lehrer waren u.a. die Bildhauer Albert Wolff und Gerhard Janensch. Seit 1895 war er Meisterschüler bei Reinhold Begas, zur weiteren Ausbildung hielt er sich 1896 in Rom auf. Nach Berlin zurückgekehrt, beteiligte er sich v.a. an Wettbewerben für Denkmäler, die zahlreich in Deutschland, aber auch weltweit zur Ausführung gelangten. Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches fielen die Auftraggeber für öffentliche Aufträge weg, viele Künstler gerieten daraufhin in eine wirtschaftliche Notlage. Wandschneider zog deshalb 1925 zurück in seine Heimatstadt Plau, wo er am 23. September 1942 verstarb.

Bei den beiden ca. 40cm großen Modellen antikisierender Krieger im Kunstgussmuseum handelt es sich um verkleinerte Repliken eines 1915 geschaffenen Kriegerdenkmals.

 

Abb. 1: Die Modelle der Trauernden Krieger im Kunstgussmuseum

(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2017)


Im Herbst 1914 war ein Soldatenfriedhof für die Gefallenen beider Seiten in St. Quentin in Nordfrankreich angelegt worden. Während der Kämpfe des Jahres 1914 hatte vor allem das preußische Gardekorps schwere Verluste erlitten, deshalb hatte Kaiser Wilhelm II. ein großes persönliches Interesse an der Gestaltung dieser Anlage. Der Kaiser beauftragte Wandschneider mit den Entwürfen, verwarf jedoch dessen erste Ideen. Er forderte Wilhelm Wandschneider:

Wandschneider auf, sich an der Figur des „Siegreichen Achill“ auf Korfu (Johannes Götz, 1909) zu orientieren und übermittelte dem Bildhauer anhand von Handzeichnungen seine eigenen Vorstellungen. Da die Ausführung der überlebensgroßen Bronzefiguren an der kriegsbedingten Materialknappheit zu scheitern drohte, stiftete der Kaiser einen erheblichen Betrag aus seiner Privatschatulle. Nachdem die beiden Kriegerfiguren 1915 in Lauchhammer gegossen wurden, erfolgte am 18. Oktober 1915 die Einweihung des Ehrenmals in Anwesenheit des Kaisers.

 

Abb. 2: Der Soldatenfriedhof

Saint-Quentin-Saint-Martin, Dep. Aisne – Denkmal – ca. 1926

(Foto: XXXX)


Die Gießerei Lauchhammer bot seit den 1920er Jahren Statuetten der beiden Kriegerfiguren an. Der Krieger, der seinen Helm unter dem Arm trägt, war in den Größen 37,5 und 77cm, der behelmte Krieger mit einem Lorbeerkranz in der rechte Hand in den Größen 43,5 und 89cm erhältlich.

 

Abb. 3: Darstellung der beiden Krieger im Bildguss-Katalog der Gießerei

(Lauchhammer Bildguss, 1933, S. 72)

 

Abgüsse beider Kriegerstatuetten in der kleineren Ausführung befanden sich im Besitz von Kaiser Wilhelm II, heute im Museum Haus Doorn (Niederlande).

Quelle: Wilderotter, Hans; Pohl, Klaus D. (Hg.): Der letzte Kaiser – Wilhelm II. im Exil, München 1991, S. 372 f.

 

Abb. 4: Die beiden Krieger in Haus Doorn

(Foto aus Der Kaiser im Exil, 1991, S. 372) 

 

Ein 43,5cm großer Abguss der Statuette des behelmten Kriegers, der sich ehemals im Wandschneidermuseum befand, ist heute im Burgmuseum in Plau am See zu sehen.