Nicola Vösgen

 

Ernst Waegener: Pan

 

Ernst Waegener wurde am 1. Juli 1854 in Hannover geboren. Er besuchte die Berliner Akademie in den Jahren 1876-1879 und war anschließend Meisterschüler in der Werkstatt von Reinhold Begas (1831-1911). Öffentlich ausgestellt waren seine Arbeiten erstmals auf der Berliner Akademieausstellung von 1880. Nach zweijährigem Romaufenthalt in den Jahren 1881 bis 1883, kehrte er 1884 nach Berlin zurück. Waegener wurde im November 1904 der Professorentitel verliehen. Er verstarb 1919 in Berlin.


 

Das Modell des Pan

 

Im Kunstgussmuseum befindet sich ein Modell des auf einem Stein sitzenden, bocksbeinigen und gehörnten Pan, der in seiner linken Hand eine Panflöte hält. Dieses Modell hatte Waegener bereits 1883 während seines Romaufenthaltes geschaffen. Die Ergänzungen an dieser Statuette sind in Wachs ausgeführt.

 

Abb. 1: Statuette des Pan mit Flöte im Kunstgussmuseum Lauchhammer

(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2017)

 

Sehr selbstbewusst signierte der junge und zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend unbekannte Künstler die Arbeit lediglich mit seinem Namenskürzel „E.W“ und „Roma.83“.

 

Abb. 2: Signatur von Ernst Waegener

(Foto: KGML, 2017)

 

Vermutlich war es diese Statuette, die 1884 auf der Berliner Akademieausstellung als „ Jugendlicher Pan“ zu sehen war.


 

Von der Gießerei Lauchhammer wurde diese Arbeit erst 35 Jahre später, am 25. Januar 1918, angekauft. Das Modell wurde in zwei Größen, 35cm und 70cm, für einen einmaligen Ankaufspreis in Höhe von 1.000 Mark erworben. Über die Gründe für diesen späten Ankauf einer bereits 1883 entstandenen Arbeit kann man nur spekulieren: möglicherweise war es eine Maßnahme der Gießerei einzelne Künstler in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit durch Ankäufe finanziell zu unterstützen.

 

Abb. 3: Foto des Pan in den Unterlagen der ehemaligen Kunstgießerei Lauchhammer/ des KGML / Archiv des KGML

(Foto: KGML, um/nach 1918)

Laut den erhaltenen Unterlagen ist die Statuette des Pan in der Kunstgießerei Lauchhammer in der größeren Ausführung sechsmal und in der kleineren Variante insgesamt neunmal in Bronze gegossen worden.


 

Die Erfindung der Panflöte

 

Pan war in der griechischen Mythologie ein Hirtengott, dargestellt wird er meist als Mischwesen, halb Mensch halb Ziegenbock, mit Hörnern, Bart und Hufen.

Der Legende nach verliebte Pan sich in die für ihre Schönheit und Keuschheit gerühmte Nymphe Syrinx. Diese jedoch versuchte den Nachstellungen des bocksbeinigen Mischwesens zu entkommen. Bei ihrer Flucht gelangte sie an den Fluss Ladon, den sie nicht zu überwinden vermochte. Sie flehte ihre Schutzgöttin Artemis an, in Schilfrohr verwandelt zu werden. Ihr Wunsch wurde erfüllt und so kam es, dass Pan, der die Flüchtende fast erreicht hatte, statt des begehrten Frauenkörpers nur ein Bündel Schilfrohr in den Armen hielt.

Als nun der Wind durch das Schilf wehte, erklangen lang ziehende klagende Töne. Der Gott Pan wollte zumindest diese Klänge als Erinnerung an die Nymphe behalten. Er schnitt deshalb das Schilfrohr in sieben unterschiedlich lange Stücke, die er zusammenband. Dem so entstandenen Musikinstrument konnte er jederzeit die zart klagenden Laute entlocken. Auf diese Weise war die Hirten- oder Panflöte entstanden, die er nach der Nymphe Syrinx benannte.