Ernst Seger: Läuferin
(auch: Am Ziel, Läuferin am Ziel, Wettläuferin am Ziel, Läuferin am Start, Weitsprung, Dreisprung)


Ernst Seger wurde am 19.09.1865 in Neurode als Sohn des Justizrates Albert Seger geboren. Seit 1884 besuchte er die von Robert Härtel geleiteten Bildhauerklasse der Königlichen Kunst- und Gewerbeschule in Breslau, ab 1886 war er Schüler im Meisteratelier von Christian Behrens. 1892 zog er nach Berlin und hatte sein erstes eigenes Atelier im Künstlerhaus St. Lukas von Bernhard Sehring. 1893/4 hielt er sich in Paris auf wo er die Ecole Julien besuchte und in der Werkstatt von Auguste Rodin mitarbeitete. 1904/05 unternahm er eine längerer Reise nach Italien. Er schuf vor allem Denkmale für den öffentlichen Raum, Frauen- und Sportlerstatuen, bauplastische Arbeiten sowie Grabmale. 1905 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Ernst Seger verstarb am 12.08.1939 Berlin.


Die Läuferin im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum befindet sich das 37cm große Modell der Läuferin von Ernst Seger, das leider nur unvollständig erhalten ist. Die beiden Arme sowie der linke Fuß sind verloren, der Kopf ist abgebrochen.


Abb. 1: Modell der Läuferin im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winkelmann, 2019)

Die Gießerei Lauchhammer hatte das 37cm große Modell der Läuferin von Ernst Seger am 18. Dezember 1935 angekauft. Der Bildhauer erhielt eine Zahlung in Höhe von 15% Lizenz für jede verkaufte Statuette. In den Bildguss-Katalogen der Vorkriegszeit war die Statuette 1938 in der Größe 37,5cm angeboten.


Abb. 2: Die Läuferin im Bildguss-Katalog von 1938
(Lauchhammer Bildguss-Katalog 1938, Gs 24, S. 84)

Laut den erhaltenen Aufzeichnungen ist die Läuferin in der Größe 37,5cm in den Jahren 1937 bis 1948 insgesamt 38 mal in Bronzeguss verkauft worden. In einem Katalog von 1955 wurde sie in derselben Größe sowohl in Bronze- wie auch als Eisenguss angeboten.


Die Läuferin von Ernst Seger

Ernst Seger hatte im Herbst 1927 mit den Arbeiten an der „Wettläuferin am Ziel“ begonnen“. 1929 wurde in der Gießerei Lauchhammer ein lebensgroßer Abguss der „Läuferin am Start“ im Auftrag von Seger gegossen. Vermutlich war es dieser Abguss, der unter der Bezeichnung „Am Ziel“ 1929 auf der Ausstellung „Hundert Jahre Berliner Kunst“ gezeigt wurde (Bronze, 190cm). Auf der Deutschen Kunstausstellung 1930 im Münchener Glaspalast war sie mit dem Titel „Läuferin am Ziel“ ausgestellt.

1934 wurde ein Abguss der Läuferin vor dem Eingang zum Strandbad Wannsee aufgestellt, die im Herbst 1935 von der Stadt Berlin angekauft wurde. Anfang der 1940er Jahre wurde die Bronze kriegsbedingt wieder eingeschmolzen.

Vermutlich handelte es sich stets um die Statue, die 1929 in Lauchhammer gegossen worden war.
Laut einer Chronik der Bildgießerei Seiler in Schöneiche hatte auch die Gießerei Gladenbeck ca. Mitte der 1930er Jahre lebensgroße Abgüsse der Läuferin im Verkaufsangebot.

Im Kunsthandel werden Bronzeabgüsse in der Größe 37,5cm angeboten. Da diese jedoch keine Gießereimarke aufweisen, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, wo sie entstanden sind. In etwas kleinerem Maßstab hatte auch die Porzellanmanufaktur Rosenthal die Läuferin im Angebot.

Nicola Vösgen