Johannes Schilling: Ernst-Rietschel-Denkmal, Dresden
Johannes Schilling wurde 1828 in Mittweida geboren. Er wuchs in Dresden auf und besuchte bereits im Alter von 14 Jahren die Kunstakademie Dresden. 1845, nach Beendigung des Studiums, wurde Schilling Meisterschüler bei Ernst Rietschel und arbeitete fünf Jahre in dessen Atelier auf der Brühlschen Terrasse. Weitere Studien führten ihn auch nach Berlin zu Christian Daniel Rauch und Johann Friedrich Drake und zurück nach Dresden zu Ernst Julius Hähnel. Eine Reise nach Rom folgte. Nach seiner Rückkehr aus Italien gründete er 1857 in Dresden sein eigenes Atelier. 1868 wurde Schilling Professor an der Kunstakademie Dresden. Johannes Schilling starb 1910 in Dresden-Klotzsche, er ist in der Familiengruft in Meißen-Zscheila beerdigt. Das Museum „Alte Pfarrhäuser“ in Mittweida beherbergt einen großen Teil des künstlerischen Nachlasses im Johannes-Schilling-Haus.
Das Ernst-Rietschel-Denkmal
Umgeben von einem eisernen Zaun, der wieder originalgetreu ersetzt wurde, steht das 1867 von Johannes Schilling, einem Schüler Ernst Rietschels, geschaffene Denkmal für den Begründer der Dresdener Bildhauerschule auf der Brühlschen Terrasse gegenüber der Sekundogenitur mit freiem Blick über die Elbe zur Dresdener Neustadt. An diesem Standort befand sich das Atelier Rietschels im Gartensaal, 1743 von Knöffel als ovaler Rokoko-Bau fertiggestellt und 1828 abgebrochen.
Ernst-Rietschel-Denkmal etwa 1990; Foto: Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv
Auf einem flachen Sockel aus hellem Granit befindet sich ein zweiter Sockel aus dunklem Granit, welcher die Form des ersten wiederholt. Die Grundform ist ein Dreieck mit stumpfen Ecken und etwas nach innen gebogenen Seiten. An diesen Seiten sind Palm- bzw. Farnwedel mit Kränzen angebracht. Durch die dreieckige Grundform wird die Gesamtgestaltung des Denkmals bestimmt. Auf den Ecken der Sockelform ergeben sich drei Flächen, auf denen jeweils eine Figur sitzt, welche ihren Rücken an die sich in der Mitte befindliche Säule lehnt. Die Säule nimmt im unteren Bereich noch die dreieckige Einteilung auf, geht dann aber in die runde Form über. Eine Knabenfigur modelliert ein Denkmal im klassizistischen Stil, welches an die Arbeiten von Rietschel erinnert. Die weibliche Figur führt Hammer und Meißel und bearbeitet eine Büste, ebenfalls den Büsten Rietschels sehr ähnlich. Die dritte Figur stellt einen jungen Mann dar, welcher gerade zeichnet. Alle diese Tätigkeiten stehen für das Wirken des Bildhauers, angefangen beim Naturstudium und der Ideenfindung mit Hilfe der Zeichnung bis zum Modell aus Ton und zur Arbeit in Stein. Zwischen den Figuren befinden sich auf ebenen Flächen die Schriftzüge „Dem Andenken Ernst Rietschels“, „Auf der Stätte seines Schaffens“ und die Jahreszahl der Errichtung des Denkmals in römischen Ziffern. Im mittleren Bereich der Säule befinden sich drei Reliefs mit Figuren, die Religion, Poesie und Geschichte repräsentieren. Sie sind in drei durch Ornamente voneinander getrennten Rahmen modelliert und gleichmäßig um die Säule herum angeordnet. Die Krönung der Säule ist die Büste Ernst Rietschels mit der für den Klassizismus typischen Form der Schulter- und Brustpartie. Ernst Rietschel ist im mittleren Alter dargestellt. Er blickt wohlwollend und mit zuversichtlicher Ruhe in Richtung Sekundogenitur. Figuren, Säule, Büste und schmückendes Beiwerk sind in Bronze gegossen.
Ernst-Rietschel-Denkmal; historische Postkarte von 1908, Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv
Ernst Rietschel
Ernst Rietschel, gestochen von Julius Thaeter
Ernst Rietschel wurde am 15. Dezember 1804 in Pulsnitz als Sohn eines armen Handschuhmachers geboren. 1820 begann er an der Kunstakademie Dresden sein Studium. Im Auftrag der Gräflich Einsiedelschen Eisenwerke Lauchhammer entstand seine erste eigene Arbeit: der Neptun für den Marktbrunnen in Nordhausen. Durch die Unterstützung des Grafen von Einsiedel, Minister am sächsischen Hof und Eigentümer der Kunstgießerei Lauchhammer, kam er 1826 in das Atelier Christian Daniel Rauchs in Berlin. (Einsiedel wollte ihn als Modelleur für seine Gießerei ausbilden.) 1830 unternahm Rietschel eine Studienreise nach Rom. 1832 heiratete er Albertine Trautscholdt, die Tochter des Oberfaktors der Gräflich Einsiedelschen Eisenwerke Lauchhammer. Albertine verstarb früh.
Mit 28 Jahren erhielt er die Professur für Bildhauerei an der Kunstakademie Dresden und arbeitete seitdem in seinem Atelier auf der Brühlschen Terrasse. Er war Mitglied der Berliner Akademie der Künste und Ehrenmitglied der Kunstakademie Wien und der Stockholmer Akademie. Am 21. Februar 1861 verstarb Rietschel. Er wurde auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden beerdigt.
Rietschel ist einer der wichtigsten Bildhauer des 19. Jahrhunderts. Er ist Vertreter des Spätklassizismus. Zusammen mit Ernst Hähnel begründete er die Dresdener Bildhauerschule.
Antje Bräuer