Wolfgang Schaper: Lebensfreude
Wolfgang Schaper wurde am 23. Januar 1895 als Sohn des bekannten Bildhauers Fritz Schaper in Berlin geboren. Er hatte bereits die Ingenieurslaufbahn eingeschlagen, als er im 1. Weltkrieg an der Westfront so stark verwundet wurde, dass eine Beinamputation vorgenommen werden musste. Aufgrund dieser Verletzung wechselte er sein Berufsziel und studierte seit 1916 an der Berliner Akademie der Künste zunächst Malerei bei dem Radierer und Maler Erich Wolfsfeld. Später wechselte er in die Bildhauerklasse von Gerhard Janensch, der Anfang der 1880er Jahre Schüler bei seinem Vater Fritz Schaper gewesen war. In den 1920er Jahren wurde Wolfgang Schaper v.a. durch seine dynamischen Sportlerfiguren bekannt, z.B. den Diskuswerfer von 1927, der heute in der Nähe des Berliner Olympiastadions steht sowie den beiden verschollenen Figuren „Der Leichtathlet Dr. Peltzer beim Lauf“ und „Der deutsche Tennismeister Hans Moldenhauer beim Aufschlag“. Schaper verstarb an den Spätfolgen seiner Kriegsverletzung – erst 35-jährig – am 6. August 1930 in Berlin.
Die „Lebensfreude“ im Kunstgussmuseum
Im Kunstgussmuseum Lauchhammer befindet sich das 88,5cm große Gipsmodell der „Lebensfreude“ von Wolfgang Schaper. Jeweils ein Arm und ein Bein der Figuren sind einzeln gearbeitet, damit diese separat gegossen und anschließend angefügt werden konnten. Nur fragmentarisch erhalten ist ein 35cm großes Metallmodell derselben Gruppe.
Modell der Lebensfreude im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winkelmann, 2019)
Dargestellt ist ein unbekleidetes junges Paar, das sich an den Händen hält und – wie es der Titel besagt – voller Lebensfreude einem unbekannten Ziel entgegen eilt.
Nach dem Tod des Bildhauers verkaufte seine Ehefrau Elsbeth Schaper das Modell am 22. März 1935 an die Gießerei Lauchhammer. In den Bildgusskatalogen wurde die Plastik einmalig 1938 in den beiden Größen 38cm und 80cm angeboten.
Lebensfreude im Bildguss-Katalog 1938
(Lauchhammer Bildguss-Katalog, 1938, Gs 24, S. 108)
Bis 1948 sind sieben Verkäufe der kleineren Ausführung in 38cm dokumentiert, sieben Bronzegüsse und ein Eisenguss. Über Verkäufe der größeren Ausführung sind keine Informationen erhalten. Im Kunsthandel der letzten Jahre ist die Lebensfreude nicht angeboten worden.
Lebensfreude
Die Lebensfreude war eine der letzten Arbeiten, an denen Wolfgang Schaper gearbeitet hatte, bei seinem Tod befand sich die Gruppe noch im Bildhauer-Atelier. Ausgestellt war sie war auf der „Grossen Berliner Kunstausstellung“, die im September/Oktober 1930 im Schloss Bellevue stattfand. Dort wurde die Gruppe im Rahmen der 3 Räume umfassenden Wolfgang-Schaper-Erinnerungsausstellung gezeigt. In den 1930er Jahren soll ein Abguss der Lebensfreude vor der Berliner Klinik, in der Schaper verstorben war, aufgestellt gewesen sein. Leider sind keine weiteren Informationen zu diesem vermutlich lebensgroßen Abguss überliefert.
Nicola Vösgen