Johannes Friedrich Rogge: Clara Zetkin-Büste
Johannes Friedrich Rogge wurde am 5. April 1898 als Sohn des akademischen Malers Adalbert Rogge in Berlin geboren. Er zeigte anfänglich wenig Interesse an der Kunst und studierte seit 1916 zunächst Philosophie und Literatur in Berlin und Jena, wo er 1921 mit einer Arbeit über Schopenhauer promovierte. 1922 begann er sich der Malerei zuzuwenden, ab 1924 arbeitete er in dem Atelier des Berliner Bildhauers Paul Türpe. Auf der „Großen Berliner Kunstausstellung“ debütierte er 1930 mit einer überlebensgroßen Statue von Mary Wigman. 1937-1943 schuf er zahlreiche Portraitplastiken von Staatsmännern im Dritten Reich. 1943 wurde sein Atelier in Berlin zerstört. Ab 1946 wohnte er bei Dresden. Seine erste größere Auftragsarbeit war die Alexander Puschkin-Büste für Weimar (1949). Von 1951 stammt die erste von einem deutschen Bildhauer geschaffene Lenin-Statue für eine Werkzeugfabrik im thüringischen Königsee. In den Folgejahren entstanden zahlreiche Ehrenmale, Denkmäler und Portraitbüsten. Rogge verstarb am 7. Juni 1983 in Dresden.
Modell Clara Zetkin im Kunstgussmuseum
Im Kunstgussmuseum befindet sich das 65cm große Metallmodell einer Clara Zetkin-Büste. Rückseitig befindet sich die Bildhauersignatur „J. F. ROGGE 57.“.
Abb. 1: Büste der Clara Zetkin
(Foto: Tino Winkelmann, 2019)
Laut den Tagebuchaufzeichnungen des Künstlers ist die Zetkin-Büste im Januar 1957 entstanden. Er schuf die Darstellung zunächst als freie Arbeit ohne Auftrag.
Das Clara Zetkin Denkmal in Dresden
Ein 65cm großer Bronzeabguss, der sicherlich in Lauchhammer entstanden ist, fand vermutlich anlässlich des 100sten Todestages von Clara Zetkin im Juni 1957 Aufstellung im Clara-Zetkin-Park in Dresden-Löbtau. Der Platz heißt seit 1993 Bonhoefferplatz, 1994 wurde die Büste an die Südseite des Platzes versetzt.
Abb. 2: Das Clara Zetkin-Denkmal in Dresden
(Foto: Tobias Lück, 2019)
Es sind keine weiteren Bronzeabgüsse der Büste bekannt. Es gab jedoch mindestens vier Gipsabgüsse in Gera (ehemals Gedenkstätte der Arbeiterbewegung, jetzt Rogge-Museum), in Erfurt (verschollen) und in Weißenfels (Foyer der ehemaligen Clara-Zetkin-Klinik; erster Abguss zerstört; zweiter Abguss nach 1989 verschollen).
Zur Person Clara Zetkin
Clara Zetkin (1857-1933), geborene Eißner, war eine sozialistisch-kommunistische deutsche Politikerin, Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin. Sie schloss sich früh der Sozialistischen Partei Deutschlands an, wo sie den russischen Revolutionär Ossip Zetkin kennen lernte, dem sie 1883 nach Paris folgte. Hier nahm Clara den Nachnamen ihres Lebensgefährten an und war in den Folgejahren in der internationalen Arbeiterbewegung aktiv. 1889 veröffentlichte sie ihr Buch „Die Arbeiterinnen- und Frauenfrage der Gegenwart“, in dem sie die enge Verbindung zwischen Feminismus und Sozialismus darlegte und das Recht von Frauen auf Arbeit einforderte.
Nach der Aufhebung der Sozialistengesetze kehrte Clara 1890 nach Leipzig zurück, wo sie seit 1892 die Redaktion der sozialdemokratischen Zeitung für Frauen „Gleichheit“ leitete. Sie setzte sich für gleiche Arbeit bei gleichem Lohn, eine bessere rechtliche Stellung von Frauen in der Familie und den Ausbau politischer Rechte von Frauen ein. Später unterstützte sie die Aufnahme des Frauenwahlrechts in das Programm der SPD und initiierte den Internationalen Frauentag, der 1911 zum ersten Mal gefeiert wurde.
1919 trat sie der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei und saß 1920 bis 1933 für die KPD im Reichstag. Als Alterspräsidentin des Reichstags warnte sie bereits 1933 vor den Nationalsozialisten. Seit 1924 lebte sie zwischenzeitlich in Moskau, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ging sie 1933 endgültig ins Moskauer Exil, wo sie noch im selben Jahr verstarb. Die Urne von Clara Zetkin wurde an der Kreml-Mauer in Moskau beigesetzt.
Abb. 3: Foto Clara Zetkin, ca. 1920
(public domain, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:C_Zetkin_1.jpg)
Nicola Vösgen