Paul Moll: Pionier mit Taube


Paul Moll wurde 1892 in Dellnau bei Dessau geboren. Moll, Bildhauer mit akademischer Ausbildung, war Modelleur in der Kunstgießerei Lauchhammer. Er entwarf und modellierte Jahresplaketten, andere Plaketten und Medaillen. Auch nach dem II. Weltkrieg arbeitete er für den VEB Kunstguss Lauchhammer. Er ist besonders für seine Monats- und Sternzeichenplaketten bekannt, die bis heute in der Kunstgießerei hergestellt werden. Paul Moll starb 1964 in Dresden.


Pionier mit Taube

Die „Mittelschule 2“ wurde 1952 eröffnet. Paul Moll schuf das Auftragswerk „Junger Pionier mit Friedenstaube“ für den Vorgarten der Schule. Es ist die einzige bekannte vollplastische Figur von Moll. Die mit 1, 82 Meter Höhe überlebensgroße Plastik wiegt über 100 Kilogramm und ist 1956 in der Kunstgießerei Lauchhammer in Eisen gegossen worden. Dieter Gäbler, ein damals zehnjähriger Dresdener Junge, stand Moll mehrere Wochen jeweils eine Stunde pro Tag Modell.

Skizze von Paul Moll, Tinte auf Papier; Foto: Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv  

„Junger Pionier mit Friedenstaube“, Standort bis 2012; Foto: Wolfgang Miertzsch 2009

Der Junge ist in Schritthaltung, das linke Bein nach vorn, dargestellt. Er dreht seinen Oberkörper leicht nach links, der Kopf mit welligem Haar ist nach oben gewendet. Er reckt seinen linken Arm nach oben. In seiner Hand befindet sich eine weiße „Friedenstaube“. Die Hand ist geöffnet und entlässt die Taube, die bereits die Flügel ausgebreitet hat, in die Freiheit. Der rechte Arm des Jungen ist leicht angewinkelt nach unten hängend, die Hand ist geschlossen, dennoch lässt auch diese Geste eine gewisse Spannung spüren, denn die Konzentration von Kopf und Körper, der ganzen Bewegung und die Hauptrichtung der Aufmerksamkeit liegen ganz auf der Taube. Noch hält der Junge sie ein wenig schützend, blickt ihr aber andererseits schon nach. Er hat ein ernstes Gesicht. Auf der Plinthe befindet sich die Künstlersignatur „Paul Moll“ sowie das Gießereizeichen „V.E.B. Lauchhammer“.

Die Plastik auf der Leipziger Herbstmesse 1956; Foto: Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv

Der Pionier mit der Taube war 1956 auf der Leipziger Herbstmesse als „Erzeugnis des VEB Schwermaschinenbau Lauchhammerwerk, Abteilung Kunstguss“ ausgestellt. In der ursprünglichen Fassung hat der Pionier eine Bronzierung. Die Taube hat eine weiße Farbfassung. Der Preis der Figur wird zu dieser Zeit mit 4880,- Deutschen Mark angegeben. 1957 konnte die Plastik vor der Schule eingeweiht werden. Sie stand zwischen jungen Bäumen auf einem aus Granit gemauerten Sockel in Würfelform mit einer Kantenlänge von etwa 60 Zentimetern.

2012/2013 wurde der Pionier durch die 3A Kunstguss GmbH restauriert und mit einer Grundierung und zwei Farbschichten versehen. Die Taube wurde wieder weiß gestaltet. Im März 2013 weihte man den Pionier zum zweiten Mal feierlich ein. Später ging die originale Taube verloren. Ein Schülerwettbewerb für die Gestaltung einer neuen Taube wurde ausgelobt und so konnte eine ähnliche Taube ergänzt werden. Der Guss fand in der Kunstgießerei statt. Ihre Position auf der Hand weicht vom Original ab. Sockel und Standplatz der Figur veränderten sich ebenfalls. Der Granitsockel ist nun flach in den Erdboden eingelassen. Eine Erinnerungstafel ist schräg davor angebracht. Inzwischen lassen sich wieder kleinere Rostspuren erkennen.

„Junger Pionier mit Friedenstaube“, Standort seit 2013; Foto: Antje Bräuer 2022

Die neue Taube, ausgeführter Entwurf des Siegermodells eines Schülerwettbewerbs; Foto: Antje Bräuer 2022


Kuratorin Antje Bräuer