Nicola Vösgen

Laokoon (Antiken)

Laokoon war in der antiken Mythologie ein trojanischer Priester des Apollon. Es kursieren verschiedene Versionen über seinen Tod, am bekanntesten ist der Mythos des Laokoon mit dem Trojanischen Pferd: Nachdem die Griechen im Trojanischen Krieg bereits zehn Jahre lang erfolglos um die Mauern von Troja gekämpft hatten, setzten sie letztendlich eine List ein, um die Stadt endlich einzunehmen. Sie täuschten ihre Abfahrt von Troja vor und ließen ein hölzernes Pferd am Ufer zurück, das sie als Weihgeschenk der Griechen an die Göttin Athene bezeichneten. In Wirklichkeit jedoch waren im Innern dieses Pferdes eine Anzahl griechischer Kämpfer versteckt. Einzig Laokoon erkannte die geplante Täuschung. Er warnte die Trojaner vor dem Betrug und schleuderte seine Lanze gegen das hölzerne Pferd. Daraufhin entsandte Athena zwei riesige Schlagen aus dem Meer, die Laokoon zusammen mit seinen beiden Söhnen überwältigten und töteten. Die Trojaner sahen in ihrem Tod ein göttliches Zeichen der Athena und brachten das Pferd in die Stadt. Nach einem ausschweifenden abendlichen Gelage der Trojaner, konnten die Griechen in der folgenden Nacht das Pferd verlassen und Troja erobern.


Die Laokoongruppe

Im Jahr 1506 wurde in einem unterirdischen Saal auf dem Esquilin in Rom eine weit überlebensgroße Marmorgruppe gefunden, die den Kampf von drei Figuren mit zwei Schlangen zeigt. Anhand einer Beschreibung von Plinius d.Ä.in seiner „Naturgeschichte“ erkannte man sofort, dass es sich um die Laokoon-Gruppe handeln musste, die im 1. Jahrhundert n.Chr. den Palast des Imperators Titus, des Eroberers von Jerusalem und späteren Kaisers, geschmückt hatte. Dargestellt ist der Augenblick des Todeskampfes von Laokoon und seinen beiden Söhne gegen die von den Göttern gesandten Schlangen. Die Marmorgruppe gelangte in den Besitz des Papstes und befindet sich heute in den Vatikanischen Museen in Rom (Museo Pio Clementino).

 

Abb. 1: Die Laokoongruppe im Museo Pio Clementino

(Lizenz: Wikimedia Commons by Marie-Lan Nguyen)

 

Seit ihrer Entdeckung gehört die Laokoongruppe zu den berühmtesten Werken der antiken Skulptur und hat seit ihrem Auftauchen entscheidend auf die bildende Kunst des Klassizismus eingewirkt. Die Bildhauer Michelangelo und Bernini bezeichneten das Werk als Höhepunkt der antiken Kunst. Im 18. Jahrhundert widmeten Winckelmann, Lessing, Goethe und andere Kunsttheoretiker dem Laokoon grundlegende Abhandlungen. Bis heute ist das Bild des verzweifelt um sein Leben ringenden Priesters und seiner Söhne ein in der Kunst, aber auch in anderen Bereichen häufig zitiertes Motiv.

Über die Entstehungszeit dieses einzigartigen Werkes sind sich die Archäologen bis heute uneins. Die Spekulationen reichen vom 2. Jh. v.Chr. bis zum 1. Jh. n.Chr. Laut den aktuellsten Erkenntnissen ist die Laokoongruppe ein hellenistisches Original, das gegen Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. entstanden ist.


Das Modell des Laokoon

 

Im Kunstgussmuseum hat sich das Gipsmodell eines Laokoon-Kopfes erhalten, (zusammen mit jeweils mehreren Portraits seiner beiden Söhne).

 

Abb. 2: Gips des Laokoon im Kunstgussmuseum Lauchhammer

(Foto: Tino Winkelmann, KGML 2017)

 

In einem um 1830/40 erstellten Preis-Courant des Gräflich Einsiedelschen Eisenwerkes wurde neben 16 weiteren Büsten nach antiken Vorbildern auch die Büste des Laokoon angeboten. Es sind keine in Eisenguss ausgeführten Exemplare des Portraits oder der gesamten Gruppe überliefert.