Kratervase


Die Kratervase auf dem parkähnlichen Gelände zwischen der Kunstgießerei und dem Kunstgussmuseum in Lauchhammer-Ost ist einer der allerersten gelungenen Eisenkunstgüsse aus dem Jahre 1784. Sie wurde nach antikem Vorbild geformt und zeugt bis heute von der großen Kunstfertigkeit der Bildhauer Mattersberger und Wiskotschill, die die Gusstechnik entwickelten und den Gießern Klausch, Güthling und Laube, die nicht minder am Gelingen der ersten großen Kunstgüsse beteiligt waren.

Kratervase am Kunstgussmuseum Lauchhammer; Foto: Antje Bräuer 2022

Die Vase steht auf einem 1,30 Meter hohen Sockel aus Granit mit quadratischem Grundriss. Auf einer Seite ist eine rechteckige gusseiserne Platte mit der Aufschrift „erster Kunstguss/1784“ angebracht. Die Vase ist etwa 1,25 Meter hoch. Sie hat einen im Grundriss quadratischen ornamentierten Fuß, an den ein runder Fuß, mit kleinen Blättern verziert, anschließt. Der Vasenkörper besteht aus einer Halbkugel mit vertikalen radial angeordneten abgerundeten Rillen und einem kelchförmigen weiten Hals. Im unteren Drittel sind sich gegenüberliegend zwei Henkel angebracht. Auf dem Hals ist ein Flachrelief zu sehen. Fünf Putten, drei mit fliegenden Bändern und zwei mit einer Fanfare in der Hand, tragen eine Blättergirlande, die sie alle miteinander verbindet. Der obere Rand hat die größte Weite des Gefäßes. Er ist im unteren Bereich mit einer Weinranke verziert, oben trägt er ein leicht ausgearbeitetes Blätterband. Die Kratervase hat die typische Form des antiken Kelchkraters, jedoch sind die Dekorationen im barocken Stil gehalten. Sollte Wiskotschill oder Mattersberger die Putten selbst modelliert haben? Es wäre möglich.

Ursprünglich stand die Vase vor dem Verwaltungsgebäude des Eisenwerkes, bis man sie von dort an den heutigen Standort brachte. Sie ist dunkel lackiert und in einem guten Zustand. Eigentümer ist die Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer. 1997, als das Gelände des alten Eisenwerkes teilweise restauriert und in Teilen erhalten wurde, wollt man den historischen Platz vorm Verwaltungsgebäude originalgetrau rekonstruieren. So wurde auch die „Große Vase“ neu gegossen und als Nachguss auf einen annähernd originalgetreuen Sockel aus Beton wieder am alten Platz im Hof des Eisenwerkes aufgestellt. Auch die Platte mit der Aufschrift „erster Kunstguss/1784“ wurde angebracht, mit dem Zusatz „Nachguss 1997“. Sie wurde in Bronze gegossen. Diese Platte ist verschwunden. Etwa in der gleichen Zeit entstand eine 13 Zentimeter hohe Verkleinerung der Vase. Das Modell wurde von Beate Klockmann aus Halle hergestellt. Die kleine Vase wird bis heute im Sortiment der Kunstgießerei angeboten.

Nachguss der Kratervase von 1997 auf dem Gelände des ehemaligen Eisenwerkes Lauchhammer

                  Foto: Wolfgang Miertzsch 2009

Ersttagsbrief der DDR von 1984; Privatbesitz


Begriff: Kratervase

Die Bezeichnung leitet sich von dem griechischen Wort für „Mischen“ ab. Gemeint war ein Weinmischgefäß, welches verschiedene Formen haben konnte. Der Kelchkrater wurde Mitte des 6. Jahrhunderts vor Chr. in Attika aus Terrakotta entwickelt. Heute kennen wir sie als dekoratives Prunkgefäß für Parks und Gärten oder auch in der Innenarchitektur. Die Kratervase kann aus verschiedenen Materialien bestehen.

Die bepflanzte „Große Vase“ vor dem Verwaltungsgebäude auf dem Hof des Eisenwerkes;

Foto: Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv


Kuratorin Antje Bräuer