Kleopatra

neuzeitliche Büste – sog. Kleopatra


Im Kunstgussmuseum befindet sich ein kolossaler, 47cm großer Portraitkopf, der bislang unter der Bezeichnung „sog. Kleopatra“ unter den Modellen nach antiken Vorbildern steht.

Abb. 1: Gipsmodell der „sog. Kleopatra“ im Kunstgussmuseum Lauchhammer

(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2017)


Das Vorbild für dieses Werk war ein gleichnamiger Portraitkopf, der sich im 17. Jahrhundert in der Sammlung des Brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III., des späteren Königs Friedrich I. von Preußen befand. In den Jahren 1696 bis 1701 wurde eines der ersten Verzeichnisse einer deutschen fürstlichen Antikensammlung veröffentlicht, der von dem Verwalter der Brandenburgischen Antikensammlungen Lorenz Beger zusammengestellte Thesaurus Brandenburgicus selectus. In dem dreibändigen Werk werden in Text und Kupfertafeln eine große Anzahl der antiken Berliner Kunstdenkmäler vorgestellt, u.a. ist hier die wohl älteste Abbildung der Kleopatra zu finden.

Im 18. Jahrhundert gelangte die Kleopatra in die Dresdener Antiken-Sammlung. Man ist lange Zeit davon ausgegangen, dass es sich um einen antiken Portraitkopf aus Marmor handelte, der in eine barocke Buntmarmorbüste eingesetzt worden war. Dies war ein übliches Vorgehen im barocken Zeitalter. Damit sollte die rein physische Größe und damit einhergehend die Bedeutung eines antiken Werkes gesteigert werden.

In den letzten Jahren wurde jedoch von den Kunstwissenschaftlern in Dresden aufgrund stilistischer Vergleiche festgestellt, dass es sich keineswegs um eine antike, sondern um eine neuzeitliche Schöpfung handelt. Da die Büste erstmalig 1696 erwähnt wurde, kann man eine Entstehungszeit gegen Ende des 17. Jahrhunderts vermuten.

Abb. 2: neuzeitliche Büste, sog. Kleopatra oder Niobide mit moderner Buntmarmor-Büste, vor 1696

(Foto: Reinhard Seurig / Hans-Günther Genzel, SKD, Inv. Nr. H4 119/263)

Die Büste ist nunmehr umbenannt in: „weibliche Büste, Cleopatra, Niobide“. Ein konkretes Vorbild für diese Neuschöpfung kann nicht benannt werden. Ebenso konnte der ausführende Bildhauer bislang festgestellt werden.

Da die Büste der sog. Kleopatra in der Skulpturensammlung in Dresden nun nicht mehr zu der Antikensammlung zählt, wird sie auch im Kunstgussmuseum demnächst einen neuen Aufstellungsort bei den neuzeitlichen Skulpturen erhalten.

In keinem der Verzeichnisse der Gießerei Lauchhammer ist der Portraitkopf einer Kleopatra erwähnt, es sind auch keine in Eisen- oder Bronzeguss ausgeführten Exemplare bekannt.

Nicola Vösgen