Grabanlage Joseph Hallbauer


Der Friedhof von Lauchhammer-Mitte, ehemals Bockwitz, ist 1868 entstanden. Er steht unter Denkmalschutz. Von der Friedhofsgasse kommend läuft man durch den Eingang direkt auf die Grabanlage von Joseph Hallbauer zu. Sie befindet sich links neben der denkmalgeschützten Friedhofskapelle in einer Allee alter Linden. Die Anlage ist fünf Meter lang und drei Meter breit. Bis auf den gusseisernen Zaun ist sie völlig schmucklos und nicht als Grabanlage für den Hüttendirektor Hallbauer zu erkennen. Ein gusseiserner Zaun, 70 Zentimeter hoch, in quaderförmige längliche Granitblöcke mit quadratischem Querschnitt eingelassen, ist der einzige Schmuck. Das Fundament besteht aus gemauerten Ziegeln. Die Zaunfelder sind symmetrisch angeordnet. Sie ahmen schmiedeeiserne Zäune nach. An den Ecken befinden sich kleinere Felder, an die sich etwa doppelt so große Felder anschließen. Auf der Längsseite bildet ein größeres Feld, gerahmt von zwei kleineren, die Mitte. Das Ornament in den Zaunfeldern ist ein Knoten- oder Flechtmotiv aus rundem Eisen, dessen Enden in floralen Verschlingungen mit blüten- und blattartigen Ranken enden. Es gibt zwei Symmetrieachsen. Das Ornament in den kleineren Zaunfeldern wurde jeweils dem Format angepasst. Die Zaunpfähle aus Quadrateisen haben einen etwas verbreiterten Fuss, der im Granit fest verankert ist. Oben enden sie mit einem kleinen Zapfen. Die Ecken waren mit Kronen, ähnlich geschmiedeten Blütenformen, verziert. Auf einer Seite der Anlage liegt mittig am Zaun ein quaderförmiger Stein aus Terrazzo. Etwa 1992 wurde an einer Längsseite ein Zaunstück abgetrennt. Es befindet sich heute im Kunstgussmuseum Lauchhammer. Hier ist noch ein Abschluss mit einer Krone erhalten. Die Anlage ist in mittelmäßigem Zustand, teilweise sind Elemente abgebrochen und es gibt Beschädigungen durch Rost. Es ist kein Schutzanstrich vorhanden, der Zaun ist mit Flechten bedeckt.

Die Grabanlage Hallbauer von Osten und Süden; Foto: Antje Bräuer 2022

Im Jahr 1970 war noch der Grabstein erhalten. Er war über einen Meter hoch und aus behauenem Granit. Eine Platte, wahrscheinlich aus Eisen, war in ihm eingelassen. Darauf befanden sich die Namen Joseph Hallbauer und Anna Elise Hallbauer, seiner zweiten Ehefrau, sowie weitere Angaben zu den Verstorbenen. Auf einem Foto von 1992 ist das Zaunfeld bereits entfernt, um es als Ausstellungsstück im Kunstgussmuseum aufzunehmen. Der Grabstein ist nicht mehr vorhanden. An dessen Stelle ist eine kleine schräg gestellte Platte zu erkennen. 2016 gibt es auch diese Platte nicht mehr. Die Grabstelle ist nun mit Gras bewachsen.

Beispiele für gusseiserne Zäune im Kunstgussmuseum Lauchhammer – in der Mitte das Zaunfeld der Grabanlage Hallbauer;

Foto: Antje Bräuer 2022


 Joseph Hallbauer

Joseph August Hallbauer wurde am 23. November 1842 in Zittau geboren. Er besuchte das Gymnasium in Freiberg und studierte am Polytechnikum Dresden. Er erhielt eine Ausbildung bei der Staatlichen Eisenbahnverwaltung und in der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz. Der Maschinen-bauingenieur arbeitete 1866 in den USA, bald darauf ging er im Auftrag von Richard Hartmann nach Russland, lernte Alfred Krupp kennen und leitete ab 1874 dessen Firma in Sankt Petersburg. Auf Empfehlung seines Freundes Gustav Hartmann übernahm Hallbauer 1884 die Eisenwerke in Lauchhammer, Riesa, Gröditz und Burghammer. Er führte sie in den folgenden Jahren durch wesent-liche technische Neuerungen in eine erfolgreiche Zeit, die die Produkte aus Lauchhammer international geschätzt und anerkannt machten. 1913 begab er sich in den Ruhestand nach Kötzschenbroda, wo er am 18. April 1922 verstarb. Sein Wunsch war es, neben seiner zweiten Ehefrau Anna Elise beigesetzt zu werden.


Kuratorin Antje Bräuer