Emil Cauer d. J.: Wasserschöpferin (auch: wasserschöpfendes Mädchen)


Emil Cauer der Jüngere wurde am 6. August 1867 in Kreuznach als Sohn des Bildhauers Karl Cauer (1828–1885) und Enkel des Bildhauers Emil Cauer d. Ä. (1800–1867) geboren. Er erlernte die Bildhauerei zunächst im Atelier seines Vaters und verbrachte die Jahre 1886/87 im Atelier seines Onkels Robert Cauer (1831–1893) in Rom. 1888 ging er nach Berlin und studierte bei Otto Lessing (1846–1912) an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums. Zehn Jahre später gründete Cauer sein eigenes Atelier in Berlin. Er schuf zahlreiche Denkmäler als Auftragsarbeiten zur Aufstellung im öffentlichen Raum, vor allem für Hagen (Westfalen), Kreuznach und Berlin, aber auch Porträtdarstellungen und Kleinplastiken. Der Bildhauer verstarb am 13. Februar 1946 in Gersfeld.


Die Wasserschöpferin im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum befindet sich das 58cm große Gipsmodell der Wasserschöpferin. Das Modell ist an dem Felsen unten rechts mit „Emil Cauer“ signiert.


Abb. 1: Modell der Wasserschöpferin
(Foto: Tino Winkelmann, 2019)

Die unbekleidete Frau kniet vornübergebeugt auf einem Felsen, stützt sich mit der linken Hand auf dem rechten Knie ab und schöpft mit der tief nach unten gestreckten rechten Hand mit einer Muschel (bei dem Modell teilweise verloren) das Wasser.

In den Bildguss-Katalogen der Gießerei Lauchhammer wird einmalig für 1905 die Ausführung einer „Wasserschöpferin für Berlin“ von E. Cauer erwähnt. Vermutlich war die Gießerei 1905 mit der Ausführung einer einmaligen Auftragsarbeit beauftragt worden, der Verbleib dieser Plastik ist nicht überliefert. In den Bildguss-Katalogen der 1920er und 1930er Jahre wurde die Wasserschöpferin nicht angeboten.


Das wasserschöpfende Mädchen

Das wasserschöpfende Mädchen war erstmals 1900 auf der Großen Berliner Kunstausstellung zu sehen und zählt damit zu den frühesten Arbeiten von Emil Cauer. Die in der Berliner Kunstgießerei Gladenbeck gegossene Bronze (28cm hoch) wurde von der Nationalgalerie Berlin angekauft.


Abb. 2: Das Wasserschöpfende Mädchen in der Nationalgalerie
(Archiv Kunstgussmuseum: Ansichtskarte der Nationalgalerie Berlin, um 1900)

1904 war das Wasserschöpfende Mädchen nochmals auf der Großen Berliner Kunstausstellung zu sehen. Da zahlreiche der im Kunsthandel angebotenen Abgüsse in der Größe 60cm (Bronze und Alabaster) mit der Jahreszahl 1903 bezeichnet sind, wird es sich bei der 1904 gezeigten Arbeit vermutlich um die vergrößerte Ausführung gehandelt haben, die von der Größe her dem Modell im Kunstgussmuseum entspricht.


Mit dem Wasserschöpfenden Mädchen hatte Emil Cauer den Kunstgeschmack der Zeit getroffen, die Arbeit war eine der meistverkauften Arbeiten des Künstlers. Die Figur befindet sich in zahlreichen Museen und im Kunsthandel werden unzählige Ausführungen der Wasserschöpferin in Bronze, Marmor, Elfenbeinmasse und Alabaster in den unterschiedlichsten Größen angeboten.

Nicola Vösgen