Robert Cauer d. J: Kugelstoßer


Robert Cauer wurde am 03. Januar 1863 als Sohn des Bildhauers Karl Cauer in Kreuznach geboren. Er erlernte die Bildhauerei zunächst im Atelier seines Vaters. In den Jahre 1880-1882 und 1887-1888 studierte er in Rom. 1889 bis 1892, 1905 und 1911 hielt er sich in Amerika auf, wo er v.a. mit der Erstellung von Denkmalen und Marmorbüsten beschäftigt war. Seit 1893 arbeitete er abwechselnd in Kreuznach und Berlin, 1906 ließ er sich in Darmstadt nieder. Er schuf v.a. Denkmale für den öffentlichen Raum, einige Grabdenkmale und seit ca. 1906 zahlreiche bauplastische Reliefarbeiten mit religiösen Inhalten. Robert Cauer ist am 28. Februar 1947 in Darmstadt verstorben.


Das Jahn-Denkmal in St. Louis

Freunde in St. Louis veranlassten Robert Cauer 1911 zu seiner dritten Amerikareise, wo er sich an einem Wettbewerb für ein Nationaldenkmal beteiligen wollte. Als er in St. Louis ankam, war dort jedoch entschieden worden, dass nur amerikanische Künstler zu dem Wettbewerb zugelassen waren. Aufgrund seiner vorherigen Aufenthalte hatte Cauer auch in Amerika einige Bekanntheit erlangt und so wurde er von der North American Gymnastic Union mit der Schaffung eines Jahn-Denkmals in St. Louis beauftragt, das an den deutschen „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) erinnern sollte.

Robert Cauer entwarf eine ca. 13 Meter große halbrunde Anlage. Im Mittelpunkt befindet sich auf einem erhöhten Pfeiler die überlebensgroße Büste von Friedrich Ludwig Jahn. Auf den das Halbrund abschließenden seitlichen Eckpfeilern stehen zwei lebensgroße Sportlerfiguren, links ein Kugelstoßer und rechts eine Stabturnerin.


Abb. 1: Das Jahn-Denkmal in St. Louis
(Photograph by Linda Ballard, courtesy of Forest Park Forever)

1912 sind die überlebensgroße Jahnbüste, der Kugelstoßer, die Stabturnerin sowie die Bronzetafeln für das Jahn-Denkmal in der Gießerei Lauchhammer in Bronze gegossen worden. Die Einweihung des Denkmals in Forest Park in St. Louis fand am 10. November 1913 statt.


Modell des Kugelstoßers im Kunstgussmuseum

Von dem Kugelstoßer befinden sich Im Kunstgussmuseum drei Modelle in verschiedenen Größen und Materialien: fragmentarisch erhalten sind ein 27cm großes Bronzemodell und ein 70cm großes Gipsmodell. Vollständig erhalten ist das 45cm große Eisenmodell des Kugelstoßers.


Abb. 2: Das Eisengussmodell des Kugelstoßers
(Foto: Tino Winkelmann, 2019)

Die Gießerei hatte das Modell des Kugelstoßers zusammen mit dem Modell der Stabturnerin vom Jahn-Denkmal am 20. April 1916 angekauft, beide Figuren in den Größen 40cm und 80cm. Die Gießerei erwarb „die alleinigen Vertriebs- und Vervielfältigungsrechte als Kleinplastik für alle Metalle und Größen“. Der Künstler erhielt zunächst 100 Mark für jede verkaufte Skulptur. 1922 wurde die Vereinbarung auf nunmehr 5% vom Verkaufswert geändert, sicherlich eine Reaktion auf die zunehmende Inflation der beginnenden 1020er Jahre.

In den Lauchhammer-Bildguss-Katalogen war der Kugelstoßer in den Jahren 1927 bis 1938 in den Größen 40cm und 76cm angeboten.


Abb. 3: Foto des Kugelstoßers im Lauchhammer-Bildguss-Katalog 1927
(Lauchhammer-Bildguss, 1927, Gs3, S. 64)

Bis 1944 wurden von dem Kugelstoßer in der Größe 40cm mindestens 86 Exemplare und in der Größe 76cm mindestens 17 Exemplare verkauft. Im Kunsthandel sind Lauchhammer-Güsse des Kugelstoßers in der kleineren Ausführung zu finden.

Die gemeinsam mit dem Kugelstoßer angekaufte Stabturnerin war nur in einem einzigen Katalog, dem Lauchhammer-Bildguss-Katalog von 1927, in 40cm und 73cm angeboten. Das zugehörige Modell ist nicht erhalten.

Nicola Vösgen