Nicola Vösgen

Gustav Blaeser: Büste Johanna Auguste Gräfin von Häseler, geb. von Einsiedel


Gustav Hermann Blaeser wurde am 9. Mai 1813 in Düsseldorf geboren. Die Bildhauerei erlernte er an der Berliner Akademie der Künste und im Atelier von Christian Daniel Rauch, bei dem er 11 Jahre arbeitete. 1844 hielt er sich in Rom auf, kehrte jedoch aufgrund des Auftrages für die Schaffung einer der acht Figuren auf der Berliner Schlossbrücke 1845 nach Berlin zurück. Die Gruppe der einen Krieger beschützenden Athene wurde 1854 aufgestellt. In der Folgezeit schuf er zahlreiche Denkmäler, Büsten und Genredarstellungen. Blaeser starb am 20. April 1874 in Cannstadt, bestattet wurde er auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in Berlin-Mitte.


Eine Frauenbüste von Gustav Blaeser im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum befindet sich das 53,5cm große Gipsmodell der Portraitbüste einer frontal geradeaus blickenden Frau mit locker über die Haare gelegtem Schleier. An der linken Seite des Sockels befindet sich die Signatur „Gust Blaeser fec 1865“.



Abb. 1: Frauenbüste von Gustav Blaeser im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2018)


Das Modell von Gustav Hermann Blaeser

Gustav Blaeser notierte am 05. August 1864 in seinem Schreibkalender, dass er mit der Modellierung einer Büste beschäftigt sei, die wenige Tage später von dem preußischen Kammerherrn „Graf von der Schulenburg“ begutachtet wurde. Der Bildhauer berichtete weiterhin über die Fertigstellung der Büste im April 1865. In einem Eintrag vom 24. April 1865 wird das Portrait erneut erwähnt: in einem Schreiben „an Hüttenmeister [Hermann] Reinbrecht in Lauchhammer, die Absendung der Büste Gräfin Heßler“ betreffend.

Die beschriebene Büste ist das einzige 1865 im Atelier von Blaeser entstandene Portrait, dessen Aussehen bislang unbekannt war. Zudem erwähnt der Bildhauer, dass er das fertige Modell nach Lauchhammer geschickt habe. Somit wird es sich bei dem Modell im Kunstgussmuseum mit größter Wahrscheinlichkeit um das bei Blaeser als Büste der „Gräfin Heßler“ bezeichnete handeln.


Das Grabmal der Gräfin Häseler in Berlin

In einem von Curt Horn 1936 veröffentlichten Friedhofsführer über die Friedhöfe am Halleschen Tor in Berlin-Kreuzberg wird das Grabmal bzw. die Büste einer Gräfin Häseler beschrieben: „Johanna Auguste Gräfin Haeseler, geborene Gräfin von Einsiedel. Die Büste ist auf einem Unterbau 2 ½ m hoch aufgesetzt. … Das Werk ist datiert: Gustav Blaeser 1865.“
Bereits die identische Signatur und Jahreszahl auf dem Modell im Kunstgussmuseum und der Büste auf dem Friedhof lassen vermuten, dass es sich um dasselbe Portrait handelt. Ein bedauerlicherweise nur in Kopie erhaltenes Foto kann eindeutig belegen, dass die Büste auf dem Grabmal identisch war mit dem Gipsmodell im Kunstgussmuseum

Als Standort für das Grabmal ist nur der Dreifaltigkeitsfriedhof überliefert, der genaue Standort ist nicht bekannt. Möglicherweise befand es sich genau auf dem Teil der Friedhöfe am Halleschen Tor, die 1964 im Zuge von Straßenerweiterungs-Maßnahmen abgeräumt wurden und deren abgetragene Grabmale nicht erhalten sind.

Grabmal der Gräfin Häseler auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof in Berlin-Kreuzberg
(Foto: Foto muss erst noch gefunden werden)


Die Johanna Auguste Gräfin von Häseler, geb. von Einsiedel

Gräfin Johanna Auguste wurde am 12. Juni 1783 in Prietitz als jüngste Tochter des Detlev Carl Graf von Einsiedel und der Gräfin Sidonie Albertine geboren. Am 26. Dezember 1816 heiratete sie den preußischen Kammerherrn und Standesherrn der Herrschaft Leuthen, August Ferdinand Graf Häseler, der 1838 in Leuthen verstarb. Die Gräfin selber ist am 17. Februar 1864 in Berlin verstorben. Bei dem Besucher im Atelier von Blaeser, der 1864 das Modell besichtigte, handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Julius Graf von der Schulenburg (1809–1893), dem Ehemann einer der Nichten der Gräfin. – Es konnten bislang keine weiteren biografischen Informationen zum Leben der Gräfin ermittelt werden.