Volker Beier: Marktbrunnen


Volker Beier wurde am 25. April 1943 in Chemnitz geboren. Nach einer Steinmetz- und Bildhauerlehre in Chemnitz begann er 1960 mit einem Studium an der Fachschule für Angewandte Kunst Leipzig, welches er 1963 abschloss. Von 1963 bis 1966 arbeitete Beier als Bildhauer in einer Bauhütte und war seit 1967 freischaffend tätig. 1969 war er Meisterschüler an der Akademie der Künste Moskau, 1974 bis 1976 an der Akademie der Künste Berlin. Seit 1966 war Beier im Verband der Bildenden Künstler der DDR. Bis heute ist er Mitglied verschiedener Künstlervereinigungen. Seine Arbeiten werden auf Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Er erhielt mehrere Kunstpreise der DDR, wie zum Beispiel 1975 den Johannes-R.-Becher-Preis. Volker Beier lebt und arbeitet in Jahnsdorf bei Chemnitz.


 

Marktbrunnen

In der Kleinleipischer Straße 5 in Lauchhammer-Mitte, nur einige Schritte vom Markt entfernt, wurde Mitte der 1990er Jahre eine neue Sparkasse gebaut. Vor dem Neubau entstand 1996 ein kleiner Platz mit einem Brunnen. Nach mehreren Vorschlägen zur Brunnengestaltung seitens der Kunstgießerei entschied man sich für den Entwurf von Volker Beier „Marktfrau mit Katze“. Der Platz ist mit grauen Betonplatten gepflastert, die in einem quadratischen Raster von roten Klinkern unterteilt werden. Eines dieser so entstandenen Quadrate mit einer Seitenlänge von etwa vier Metern wurde kreisförmig mit kleinformatigem Kopfsteinpflaster aus Granit ausgelegt. Im Zentrum des Kreises befindet sich der Brunnen. Er ist umringt von acht kreissegmentförmigen bankartig gemauerten Blöcken aus roten Klinkern. Die Pflaster- und Montagearbeiten führte die Firma Frenzel durch.

Gesamtansicht des Marktbrunnens; Foto: Wolfgang Miertzsch 2009

Der Marktbrunnen, 1996 von Volker Beier geschaffen, wurde in der Kunstgießerei Lauchhammer in Bronze gegossen. Der Brunnen besteht im unteren Bereich aus einer runden konisch zulaufenden Säule mit einem unteren Durchmesser von 52 Zentimetern. Darauf befindet sich eine halbkugelige Schale mit einem Durchmesser von 110 Zentimetern. Sie ist relativ dünn gegossen und mit einem umgelegten Rand versehen, der die Schale optisch stärker wirken lässt. Auf dem Rand der Schale sitzt eine Katze. Sie blickt aufmerksam in Richtung ankommender Besucher. Ihre Vorderpfoten liegen parallel ausgestreckt nach vorn, der Schwanz liegt etwas gebogt ebenfalls auf dem Rand. In der Mitte der Schale erhebt sich wiederum eine runde konisch zulaufende Säule, die den Durchmesser der unteren Säule aufnimmt. Ihr oberer Durchmesser beträgt 33 Zentimeter. Der obere Abschluss ist eine aufgesetzte Kappe, an der fünf radial angeordnete Wasserspeier modelliert sind. Wie ineinander gesteckte kurze Rohre mit zwei verschiedenen Durchmessern und einem abgeschrägten Ende erfüllen sie ihren Zweck. Auf einer dieser Ausläufe sitzt ein kleiner Frosch. Bis zu den Wasserspeiern hat der Brunnen eine Höhe von 1,15 Metern.

Detail: Katze auf dem Brunnenrand; Foto: Antje Bräuer 2022

Die Plinthe der Marktfrau nimmt wiederum genau den oberen Durchmesser der Säule auf. Die Figur ist 85 Zentimeter hoch. An der Plinthe sind Künstlersignatur „VB 96“ und das Gießereizeichen „LR“ für die Kunstgießerei Lauchhammer angebracht. Die junge Frau mit Zöpfen und einem hinten gebundenen Kopftuch, sitzt aufrecht auf einem quaderförmigen Block. Sie trägt ein ärmelloses kniebedeckendes Kleid und ist barfuß. Der rechte Fuß steht auf der Plinthe, während der linke Fuß diese nur leicht mit den Zehenspitzen berührt. Mit der linken Hand hält die Frau einen geflochtenen Korb, in dem sich Blumen befinden. Sie bietet mit dem rechten angewinkelten Arm freundlich einen Strauß dieser Blumen an. Ihre Hand scheint den Strauß mit den Fingerspitzen beinahe zu balancieren. Die junge Frau hat ein mädchenhaftes rundes Gesicht und schaut recht herausfordernd, wobei die Katze auf dem Brunnenrand die Szenerie beobachtet. Volker Beier hat hier einen Brunnen geschaffen, der ganz seinem leicht humoristischen Stil treu bleibt. Dieses Werk von Beier reiht sich in die erzählerischen Brunnenentwürfe ein, die in mehreren Städten Deutschlands ihren Platz gefunden haben.

Die Patina der Säulen und der Schale ist bronzefarben, sowohl die Figur als auch Säulen und Schale weisen wetterbedingte Farbveränderungen auf. Säulen und Schale haben eine glatte Oberfläche, die Figur jedoch zeigt die strukturierte Oberfläche der Modellierung mit Ton.

Detail: Marktfrau; Foto: Wolfgang Miertzsch 2009

Im Herbst 2017 wurde vom Eigentümer des Brunnens, der Niederlausitzer Sparkasse, der Diebstahl der Frauenfigur angezeigt. Leider blieb sie verschwunden und wird vermutlich „Schrottsammlern“ zum Opfer gefallen sein. In 2022 steht der Brunnen unbenutzt und ohne die Marktfrau an gleicher Stelle. Eine mit Schrauben montierte Abdeckung erhält provisorisch die Anmutung eines Brunnens, der jedoch seines plastischen Schmucks beraubt ist. Nur die Katze und der Frosch sind erhalten.

Volker Beier, Entwurfsskizze zum Marktbrunnen; Bild: Niederlausitzer Sparkasse, Verwaltung 


Kuratorin Antje Bräuer