Apollo von Belvedere


Apollo ist in der griechischen Mythologie einer der zwölf olympischen Götter. Sein Vater ist der mächtigste der Gottheiten, Zeus, seine Zwillingsschwester ist Artemis, die Göttin der Jagd. Apollo ist der Gott des Lichts, der Heilung, des Frühlings, der Weissagung, der Bogenschützen und der schönen Künste, insbesondere der Dichtkunst, der Musik und des Gesangs. Die ihn kennzeichnenden Attribute sind Köcher, Pfeil und Bogen, ein Lorbeerkranz oder eine Kithara (ein antikes Saiteninstrument).

Die überlebensgroße Statue des Apollo von Belvedere wurde 1489 in der Nähe von Rom gefunden. Papst Julius II ließ sie 1511 im Statuenhof des Vatikan, dem Belvedere, aufstellen. Nach diesem Standort hat die Figur auch ihren Namen erhalten. Heute gehört sie zur Antikensammlung der Vatikanischen Museen.

Abb. 1: Marmorstatue des Apollo von Belvedere in den Vatikanischen Museen
(Foto: Marie-Lan Nguyen / Wikimedia Common, 2009)

Es handelt sich um eine römische Marmorkopie einer griechischen Bronzestatue, die zwischen 330 und 320 v. Chr. entstanden war. Das verlorene Bronzeoriginal war vermutlich
von dem zur Zeit Alexander des Großen in Athen ansässigen, spätklassizistischen Bildhauer Leochares geschaffen worden.

Die Statue gilt seit ihrer Entdeckung als eine der bedeutendsten antiken Skulpturen. Der Begründer der wissenschaftlichen Archäologie, Johann Joachim Winckelmann, schrieb 1764 in seinem Hauptwerk über die »Geschichte der Kunst des Altertums«: „Die Statue des Apollon ist das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Altertums, welche der Zerstörung desselben entgangen sind“. Die Figur war im Ganzen oder als Büste in zahlreichen Sammelwerken mit Kupferstichen von antiken Architekturen und Skulpturen abgebildet und beeinflusste so die Arbeiten vieler zeitgenössischer Künstler.

Abb. 2: Kupferstich der Büste des Apollo von Belvedere, Anfang 19. Jh.
(Abb. aus: Horner, Johann Jakob: Bilder des griechischen Altertums, Zürich 1823, Taf. LXIX)


Die Büste des Apollo in der Modellsammlung des Kunstgussmuseums

Im Kunstgussmuseum hat sich eine 53cm große, also überlebensgroße Apollo-Büste erhalten. Aufgrund des knappen Büsten-Ausschnitts fehlen die üblichen Attribute der Gottheit. Eindeutig erkennbar ist jedoch die zu einer Haarschleife hochgebunden Haartracht, ein an allen Kopien und Repliken des Apollo von Belvedere wiederkehrendes Gestaltungsmerkmal, das ihn für den kundigen Betrachter somit eindeutig identifizierbar machte.

Abb. 3: Das Gipsmodell der Büste des Apollo von Belvedere im Kunstgussmuseum Lauchhammer
(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2017)


Abgüsse des Apollo von Belvedere

Bis zum frühen 19. Jahrhundert galt der Apollo von Belvedere als die schönste erhaltene Einzelfigur der Antike. Deshalb sind im 18. und 19. Jahrhundert zahlreiche Kopien in den verschiedensten Größen und Materialen, wie Bronze, Zinkguss oder Gips, entstanden und dienten den Repräsentationszwecken des Adels und des aufsteigenden Bürgertums.

Es ist nur ein einziger Eisenguss der vollständigen Statue überliefert. Dieser überlebensgroße Apoll wurde um 1800 in der Gießerei Lauchhammer für den Grafen von Einsiedel gegossen, der ihn im Park von Schloss Wolkenburg aufstellen ließ. Dort hat er sich bis heute erhalten.

Abb. 4: Apollo von Belvedere im Park von Schloss Wolkenburg 1927
Foto: SLUB/Deutsche Fotothek, Oskar Kaubisch, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/33130623


Nicola Vösgen