Aphrodite (Antiken)


Aphrodite gehört in der Mythologie zu den zwölf olympischen Gottheiten des griechischen Pantheons. Laut den unterschiedlichen Quellen war sie entweder eine Tochter des Zeus oder des Uranos. Sie galt als die Göttin der Liebe, der Schönheit sowie der sinnlichen Begierde und wurde insbesondere als Schutzherrin der Fortpflanzung verehrt. Ihr zu Ehren wurden zahlreiche Kultstätten errichtet, eine der heute noch berühmtesten ist das Heiligtum auf Zypern. In der römischen Mythologie entspricht ihr die Liebesgöttin Venus. Seit der nachantiken Zeit finden die Bezeichnungen Aphrodite und Venus synonym Verwendung. Aufgrund der Etymologie ihres Namens wird sie auch als die „Schaumgeborene“ bezeichnet (aphrós bedeutet auf Griechisch „Schaum“).
Eine der bekanntesten Darstellungen der schaumgeborenen Aphrodite/Venus ist das 1485 entstandene Gemälde von Sandro Botticelli (1445-1510), das den Titel „Die Geburt der Venus“ trägt.

Abb. 1: Sandro Botticelli: Die Geburt der Venus, 1485, Uffizien, Florenz
(Sandro Botticelli – La nascita di Venere – Google Art Project)


Die Aphrodite im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum befinden sich zwei fast identische Gipsmodelle eines Aphrodite-Kopfes. Die beiden profilierten Sockel unterscheiden sich nur leicht, der eine hat eine eher flache Deckplatte, der andere eine etwas höhere quadratische Plinthe. Die Unterschiede der Sockelhöhen sowie der Montierung der Köpfe auf die Sockel ergeben jedoch einen voneinander abweichenden Gesamteindruck.

Abb. 2: Gipsmodelle der Aphrodite im KGML
(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2017)

In den Aufzeichnungen der Gießerei Lauchhammer sind mehrere Abgüsse von „Venus-Statuen“ und häufig die Abgüsse von „diversen Büsten“ erwähnt. Ob damit u.a. auch Abgüsse der hier vorgestellten Portraits der Aphrodite gemeint waren, ist nicht bekannt. Erhaltene Exemplare in Eisenguss sind nicht nachweisbar.


Das Vorbild in Dresden

Das Vorbild für die Gipsmodelle ist ein Kopf der Aphrodite in der Skulpturensammlung Dresden. Es handelt sich um eine Kopie der frühen Kaiserzeit nach einem hellenistischen Vorbild aus dem frühen 3. Jh. v.Chr., das Material ist weißer Marmor.

Abb. 3: Aphrodite in der Skulpturensammlung Dresden
(Foto: Hans-Peter Klut / Elke Estel, SKD, Hm 239)

Eindeutig handelt es sich bei den Gipsmodellen im Kunstgussmuseum nicht um eine vom Original abgeformte Kopie, sondern um eine freie Nachschöpfung: Die Haltung des Kopfes, die Gestaltung der Augen, der Kinnpartie sowie der Frisur unterscheiden sich deutlich.
Die Beibehaltung der den sog. kapitolinischen Aphrodite-Typus kennzeichnenden Attribute ermöglichen jedoch eine eindeutige Zuschreibung: neben dem nach links gewandten Kopf sind dies die aus dem Gesicht frisierten, in Wellen liegenden Haare und vor allem die auffällige am Hinterkopf hochgebundene Haarschleife.

 

Nicola Vösgen