Rudolf Löhner und Walter Reinhold: Eisengießer


Alois Oskar Rudolf Löhner wurde am 22. Juli 1890 in Zuckmantel, Österreich-Ungarn, geboren. 1908 bis 1911 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste Dresden. Er war Meisterschüler von Georg Wrba und August Gaul. Nach dem Studium konzentrierte sich Löhner auf Tierplastik. Er entwarf verschiedene Modelle für die Porzellanmanufaktur Meißen und schuf mehrere Tierplastiken für den öffentlichen Raum, die sich vorrangig in Dresden befinden. Aber auch figürliche Plastiken gehören zu seinen Werken, wie zum Beispiel die Rekonstruktion der Reiterstatue von Tadeusz Kosciusko für Krakau. Löhner war Mitglied verschiedener Künstlervereinigungen und stellte auf mehreren großen Kunstausstellungen aus. Er starb am 15. Februar 1971 in Dresden.

Walter Reinhold wurde am 1. April 1898 in Dresden geboren. Er begann eine Steinmetzlehre, musste sie aber unterbrechen, denn er wurde zum Kriegsdienst im I. Weltkrieg verpflichtet. Seit 1919 wurde Reinhold Schüler von Georg Wrba in Dresden. Nach dem Studium schuf er viele bildhauerische Werke in Dresden, wurde aber im II. Weltkrieg zum zweiten Mal zum Militärdienst einberufen. Nach Ende des Krieges beteiligte er sich am Wiederaufbau von Dresden und Berlin. Ein wichtiges Werk ist die „Trümmerfrau“, die 1952 in Eisen gegossen wurde. 1971 ging Reinhold nach Hamburg, später nach Kulmbach, wo er am 6. April 1982 verstarb. Die Asche des Künstlers wurde nach Dresden überführt. Sein Grab befindet sich in der Nähe des historischen Krematoriums in Tolkewitz.


Eisengießer

Der „Eisengießer“ oder „Stahlgießer“ wurde 1951 in der Kunstgießerei Lauchhammer in Eisen gegossen. Die Plastik war auf der Fünfjahrplan-Ausstellung der Deutschen Demokratischen Republik vom 14. April bis 20. Mai 1951 in der Stadthalle Dresden ausgestellt. Heute ist in diesem Gebäude das Militärhistorische Museum. Der Eisengießer ist eine Dauerleihgabe der Bundesrepublik Deutschland und befindet sich im Kunstgussmuseum Lauchhammer.

Eisengießer während der Restaurierung auf dem Gelände der Kunstgießerei Lauchhammer; Foto: Wolfgang Miertzsch 2009

Der Eisengießer hat eine Höhe von 1,70 Meter. Er ist überlebensgroß. Die Plinthe ist 2,86 Meter lang und 0,86 Meter breit. Die Plastik wiegt 750 Kilogramm. Auf der Plinthe befindet sich die Signatur Rudolf und Löhner. Die Plastik steht auf einem 65 Zentimeter hohen aus Klinkern gemauerten Sockel. Der Mann ist mit Hemd, Hose, einer derben Schürze, hohen Stiefeln, Handschuhen bis zum Ellenbogen, Schutzbrille und einer Schiebermütze bekleidet. Es ist die typische Arbeitskleidung eines Gießers, der sich vor starker Hitze schützen muss. Der kräftige Mann ist in kniender Haltung dargestellt. Er wendet seinen Oberkörper und den Kopf nach rechts und blickt konzentriert auf die quaderförmige Gussform, die auf der Plinthe ganz links steht. Die Schutzbrille ist nach oben geschoben. Sein linker Arm greift das Ende der Gießkelle, während der rechte Arm auf seinem rechten Oberschenkel liegt und die Hand ebenfalls den Griff der Kelle umfasst, um sie zu führen. Die rechte Hand hat bereits den Griff gedreht, sodass sich das flüssige Metall aus der Kelle in die Form ergießt.

Der Gießer wurde bereits 1951 an einigen Stellen repariert, wies jedoch, nachdem die Figur am ursprünglichen Standort im Schlosspark Niederschönhausen abgebaut wurde, wieder Schäden auf. Rost hatte sich gebildet, die Bleiverfugung hatte sich stellenweise gelöst, auch die Farbfassung konnte nicht erhalten werden. Viele Algen bedeckten die Oberfläche. In der Kunstgießerei Lauchhammer wurde die Restaurierung vorgenommen. Löcher und Risse wurden verschweißt, schadhafte Bleifugen mit Metallkitt erneuert. Der neu aufgebrachte Schutzanstrich ist nun Graphitgrau.

Seit 2014 befindet sich der Gießer links neben dem Eingang zum Kunstgussmuseum. Die Plastik ist Beleg und Symbol für die Wiederaufnahme der Produktion in Lauchhammer nach dem II. Weltkrieg. Seitdem wurde das Motiv des Gießers zeitweilig für ein Logo der Kunstgießerei verwendet, fungiert als Hinweis auf das Kunstgussmuseum an der Autobahn A 13 von Berlin nach Dresden und ist neues Logo der Stadt Lauchhammer, die sich seit 2022 Kunstgussstadt Lauchhammer nennen darf.

„Eisengießer“ vor dem Kunstgussmuseum Lauchhammer; Foto: Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv


Kuratorin Antje Bräuer