Wilhelm Wandschneider: Fritz-Reuter-Statue, Stavenhagen


Wilhelm Wandschneider wurde am 6. Juni 1866 in Plau am See als Sohn eines Malermeisters geboren. Er erlernte bei seinem Vater das Malerhandwerk und ging auf Wanderschaft. Mit Empfehlung und einem kleinen Stipendium begann Wandschneider 1886 das Studium an der Akademischen Hochschule der Bildenden Künste in Berlin. Seine Lehrer waren u.a. die Bildhauer Albert Wolff und Gerhard Janensch. Seit 1895 war er Meisterschüler bei Reinhold Begas. Er machte eine Studienreise nach Italien und Paris. 1896 kehrte er nach Berlin zurück. Nun beteiligte sich Wandschneider erfolgreich an Ausstellungen und Wettbewerben im In- und Ausland, er gewann viele Preise und konnte seine Entwürfe oftmals auch ausführen. Den Höhepunkt seiner bildhauerischen Bekanntheit erreichte er zwischen 1897 und 1916. Wandschneider zog wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten 1925 zurück in seine Heimatstadt Plau am See, wo er am 23. September 1942 verstarb.


Fritz-Reuter-Denkmal

Nach mehreren Anläufen bildete sich 1907 in Stavenhagen, der Geburtsstadt von Fritz Reuter, ein Ausschuss mit dem Ziel, ein Denkmal für den großen Dichter zu errichten. Es wurde ein Wettbewerb ausgelobt und die Höchstsumme der Kosten mit 50000 Mark festgelegt. Das Geld stammte von Sponsoren aus Deutschland und der Welt. Unter 92 Einreichungen ging Wilhelm Wandschneider als Sieger hervor und mit der Auflage, einige Änderungen vorzunehmen, erhielt er auch den Auftrag zur Realisierung. Die Einweihung des Denkmals zum 37. Todestag Fritz Reuters im Jahre 1911 wurde feierlich mit Festzug, Konzert und Tanzveranstaltungen begangen. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin enthüllte das Denkmal.

 

Fritz Reuter-Denkmal; historische Postkarte, Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv

 

Fritz Reuter wird auf einem Lehnstuhl sitzend in nachdenklicher ruhiger Haltung dargestellt. Er ist in der Mode der Zeit gekleidet. Sein rechter Ellbogen stützt sich auf die Lehne des Stuhls, die Hand krault seinen Bart – eine typische Geste des Dichters. Sein linker Arm ruht auf der anderen Lehne und hält ein großes Buch aufgeschlagen, welches auf dem linken Oberschenkel liegt. Die Füße sind knapp übergeschlagen. Eine flache Plinte zeichnet in seiner Form die Umrisse des Stuhls und der Füße nach. Der Granitsockel übernimmt die Form der Plinte. In seinem oberen Bereich sind mehrere kleine Relieftäfelchen eingepasst. An den Sockel schließen sich zu beiden Seiten gerade Bänke aus Granit an, in deren Lehnen jeweils vier Reliefs eingelassen sind, die Figuren aus den Werken Reuters wiedergeben. Statue und Reliefs wurden 1911 in Lauchhammer in Bronze gegossen. Das Denkmal steht vor dem ehemaligen Rathaus, in welchem sich jetzt das Reuter-Museum befindet. Es ist gleichzeitig auch das Geburtshaus Fritz Reuters.

 

Fritz-Reuter-Denkmal; historische Postkarte, Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv

 


 

 

Vier Reliefs vor der Auslieferung, Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv

 


 

Vier Reliefs vor der Auslieferung, Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv

 


Fritz Reuter

Heinrich Ludwig Christian Friedrich Reuter wurde 1810 als Sohn des Bürgermeisters geboren. Fritz Reuter ist einer der bedeutendsten niederdeutschen Schriftsteller. Als eines seiner bedeutendsten Werke ist der Roman „Ut mine Stromtid“, es wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Er konnte mit seinen Werken hohe Auflagen erzielen. Reuter studierte Jura in Rostock, später in Jena und schloss sich der Burschenschaft „Germania“ an. 1836 wurde er wegen majestätsbeleidigender Aktivitäten zum Tode verurteilt. Letztlich wurden daraus acht Jahre Festungshaft. Seit 1856 war Reuter freier Schriftsteller in Neubrandenburg – „seine glücklichste Zeit“. 1863 zog er nach Eisenach, wo er 1874 verstarb.Er verstand es, in seinen Werken mit Hilfe des Stilmittels der plattdeutschen Sprache gesellschafts-kritische Anspielungen und Kritiken unterzubringen. Er galt als demokratisch und verriet seine Überzeugungen zeitlebens nicht.


Antje Bräuer