Cuno von Uechtritz-Steinkirch: Steuben-Denkmal in St.Louis, USA

Der deutsche Bildhauer Cuno von Uechtritz-Steinkirch wurde am 03.07.1856 in Breslau geboren. Er war der Sohn des Staatsanwalts und späteren Kammergerichtsrats Oswald von Uechtritz. Nach einer Studienreise in Italien 1878-1879 wurde Cuno von Uechtritz Schüler von Carl Friedrich Echtermeier in Dresden. Ernst Hähnel, Professor an der Dresdner Kunstakademie, wurde auf ihn aufmerksam und nahm ihn als Schüler zu sich. Uechtritz studierte außerdem an der Wiener Akademie bei Victor Tilgner, bei dem er seine bildhauerische Ausbildung mit dem Studium der polychromen Behandlung von Plastiken ergänzte. Weitere Studienreisen führten ihn nach Italien und Paris, danach blieb er noch einige Zeit bei Tilgner in Wien, um sich dann 1887 in Berlin ein eigenes Atelier einzurichten. Er hatte ein großes Talent für erzählerische, leichte Kompositionen, welches besonders bei seinen Entwürfen für Brunnen zum Ausdruck kam. 1899 erhielt er einen Professorentitel.

Uechtritz engagierte sich in Verbänden für die Interessen der Künstler und setzte sich für die Vermittlung der deutschen Kunst in Amerika ein.

Am 29.7.1908 starb Cuno von Uechtritz-Steinkirch in Berlin und wurde auf dem Friedhof Wilmersdorf begraben.

 


 

General Friedrich Wilhelm von Steuben

Cuno von Uechtritz gestaltete die Plastik zur Ehrung des Barons von Steuben und seiner Verdienste als General der Kontinentalarmee unter George Washington während des Unabhängigkeitskrieges 1775-1783.

Das Denkmal wurde 1904 auf der Weltausstellung in St. Louis ausgestellt. Es soll ein Geschenk der deutschen Regierung gewesen sein. Möglicherweise war die Präsentation von Werken deutscher Künstler Ergebnis der verbandspolitischen Arbeit von Uechtritz`s, die das Ziel hatte, deutschen Künstlern den amerikanischen Markt zu öffnen, um dort zu mehr Wahrnehmung und Anerkennung zu gelangen.

Die Statue wurde zuerst an Adolphus A. Busch, einem deutsch-amerikanischen Brauereiunternehmer und Gründer der Brauerei-Dynastie Anheuser-Busch, für 100 Dollar verkauft. Er war Förderer der deutschen Kunst und Kultur in Amerika. Nach Verkäufen an verschiedene weitere private Besitzer wurde sie schließlich Eigentum der Steuben Society, die bis heute die Interessen der deutschen Einwanderer in Amerika vertritt. Die Vereinigung stellte die Plastik vor ihrem Hauptsitz in der South Grand Avenue auf. 1968 wurde sie restauriert und am neuen Aufstellungsort im Tower Grove Park enthüllt.

Cuno von Uechtritz gestaltet seinen Steuben in einer Größe von ca. 110 cm. Der General ist in Uniform mit verschiedenen Ehrenzeichen und Orden dargestellt. Die rechte Hand hält einen Stock, in der linken befindet sich ein Schriftstück. Rechts zu seinen Füßen sitzt ein junger Mann in Hemd und hochgekrempelter Hose. Dieser hält eine Fahne, die sich hinter Steuben befindet und den höchsten Punkt der Gruppe bildet. Sie bringt Dynamik in die Komposition. Auf dem Sockel liegt ein locker geflochtener Kranz aus Blattwerk. Beide Figuren blicken in unterschiedliche Richtungen.

 

Steuben-Denkmal vor der Auslieferung; Foto: Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv

 

Am heutigen Standort steht die Plastik auf einem steinernen Sockel aus Quadern mit unterschiedlichen Kantenlängen und quadratischem Grundriss. Der Kranz auf dem Bild, welches in Lauchhammer vor der Auslieferung entstand, ist nicht erhalten. Auch die ursprüngliche Plinte scheint verändert worden zu sein, möglicherweise im Zuge der Restaurierung.

Laut der „Liste der gegossenen Kunstguss-Stücke“ in den Lauchhammer- Bildguss Katalogen wurde das Denkmal 1904 in Bronze gegossen. Ob es als Modell für eine größere Statue vorgesehen war, ist nicht belegbar.

Die realistische, dennoch lockere Gestaltung ist mit hohem handwerklichem und künstlerischem Anspruch ausgeführt. Durch die hinzugefügte zweite Figur und der Fahne geht von Uechtritz von der gewohnten Darstellungsweise von historischen Persönlichkeiten als Einzelstandbild ab. Er verbindet die zusätzliche Figur direkt mit der Hauptfigur und ordnet sie nicht, wie häufig üblich, am Fuße des Sockels an. General Steuben charakterisiert sich so als Mann der Tat, der mitten im Felde ein Teil der Armee ist und nicht nur der unbeteiligte gefeierte Anführer und Befehlshaber. Die „gemeinsame Sache“ repräsentiert sich durch die Fahne, die symbolisch für das Ziel der Unabhängigkeit steht.

 

Steuben-Denkmal am heutigen Standort; Foto: Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv

 


 

General Steuben

General Steuben; historische Ansichtskarte von 1936, Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv

Friedrich Wilhelm von Steuben (geboren 1730 in Magdeburg, gestorben 1794 in Utica, New York) war ein preußischer Offizier und US-amerikanischer General. Er nahm am Siebenjährigen Krieg teil und ging 1777 nach Amerika, um dort zu militärischem Ruhm und Ehre zu gelangen. Er wird zum Ausbilder einer  Truppe von Individualisten, schafft aber mit Einfühlungsvermögen, Fairness und Fürsorge eine einheitliche Armee mit Disziplin und hat so wesentlichen Anteil am Sieg der Amerikaner über die britische Armee im Unabhängigkeitskrieg.

Antje Bräuer