Ernst Rietschel: Friedrich-August-Denkmal, Dresden mit der Statue der Frömmigkeit

Ernst Rietschel wurde am 15. Dezember 1804 in Pulsnitz bei Dresden als Sohn eines Handschuhmachers geboren. Seine künstlerische Begabung zeigte sich früh und er erhielt 1820 eine Freistelle an der Königlichen Sächsischen Kunstakademie in Dresden. Detlev Graf von Einsiedel, der Eigentümer des Lauchhammer Eisenwerks, wurde auf den jungen Künstler aufmerksam und wollte ihn als Modelleur für die Gießerei anwerben. Mit seiner Unterstützung konnte Rietschel Unterricht bei dem sächsischen Hofbildhauer Franz Pettrich nehmen. Im November 1826 vermittelte der Graf den jungen Bildhauer in das Atelier von Christian Daniel Rauch nach Berlin. Nachdem Rietschel nach Dresden zurückgekehrt war, führte er zahlreiche bauplastische Arbeiten und Denkmäler v.a. in Dresden, aber auch in Leipzig, Weimar, Braunschweig und Berlin aus. Eine seiner bedeutendsten Arbeiten war das Luther-Denkmal in Worms, damals die größte Denkmalanlage weltweit, deren Modell sich im Kunstgussmuseum Lauchhammer erhalten hat. Zusammen mit Ernst Julius Hähnel begründete er den Ruf der spätklassizistischen Dresdner Bildhauerschule. Rietschel verstarb am 21. Februar 1861 und wurde auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden beigesetzt.


Das Friedrich-August Denkmal in Dresden

Bereits kurz nach dem Tod Friedrich August I. dem Gerechten, seit 1763 Kurfürst und seit 1806 König von Sachsen (1750-1827) fasste das sächsische Königshaus den Entschluss dem verstorbenen König in Dresden ein Denkmal zu errichten. Anfangs sollte der Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch beauftragt werden, der für diese Aufgabe jedoch seinen Schüler und Freund Ernst Rietschel verschlug.

Erste Entwürfe für sein Erstlingswerk erstellte Rietschel bereits 1829. Auf einer Romreise entstand nach mehrfachen Änderungswünschen 1830 das dritte Modell, welches zur Ausführung vorgesehen wurde zusammen mit den zeichnerischen Entwürfen für die vier Sockelfiguren. In dem im November 1831 unterzeichneten Vertrag war festgelegt worden, dass Rietschel das Hilfsmodell unter der Leitung von Christian Daniel Rauchs anfertigen sollte, deshalb kehrte er zunächst nach Berlin zurück. Im darauffolgenden Sommer schuf Rietschel das große Hilfsmodell der Königsstatue, aufgrund derer er 1832 die Berufung als Professor an der Dresdener Kunstakademie erhielt und nach Dresden übersiedelte.

Das Denkmal zeigt den sitzenden, mit einem Hermelinmantel bekleideten König. An den vier Seite des hohen Postaments stehen vier weibliche Figuren, die die Regententugenden versinnbildlichen: Vorne die Gerechtigkeit mit Schwert und Gesetzestafel in den Händen und die Milde mit einem Stab und gesenkter Hand. Hinten die Weisheit mit erhobener Fackel und hinten rechts die Frömmigkeit als junges Mädchen mit andächtig gesenktem Blick und altdeutsch wirkender Haartracht, das mit beiden Händen ein großes Kreuz in der rechten Hand hält.

In den Jahren 1833 bis 1835 wurden zunächst die vier allegorischen Eckfiguren von dem renommierten Gießer Fischer in der Berliner Königlichen Eisengießerei in Bronze gegossen. Um den künstlerischen Bronzeguss auch in Dresden wieder zu etablieren, sollte die Figur des Königs in der Dresdner Stück- und Glockengießerei von Sigismund Schröttel gegossen werden. Der erste Gussversuch im Dezember 1837 misslang vollständig, ein zweiter Versuch im September 1839 wies ebenfalls große Fehlstellen auf. Die Ausbesserungen und Ergänzungen der Sitzstatue sind 1839/40 in der Gießerei Lauchhammer vorgenommen worden, wo auch die Ausführung des Postaments erfolgte.

Das Denkmal wurde am 7. Juni 1843 im Dresdner Zwinger eingeweiht. Aufgrund der Umgestaltungsmaßnahmen des Zwingers in den 1920er Jahren stand es von 1929 bis 2008 neben dem Japanischen Palais und ist nur deshalb den Zerstörungen Dresdens im 2. Weltkrieg entgangen. Nach gründlicher Restaurierung wurde es anschließend auf dem Dresdner Schlossplatz wiedererrichtet.


Kopf der“ Frömmigkeit“ vom Friedrich-August-Denkmal in Dresden im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum befindet sich das 33,5cm große Gips-Modell vom Kopf der Sockelfigur der Frömmigkeit vom Friedrich-August-Denkmal in Dresden.

Abb. 1: Modell des Kopfes der Frömmigkeit vom Friedrich-August-Denkmal im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winkelmann, 2019)

Die Statue der Frömmigkeit, deren Kopf „von vollendeter Schönheit“ besonders gerühmt wurde, ist im 19. Jahrhundert durch den Gipsformer A. G. Wiesing in Dresden für den Kunsthandel vervielfältigt worden. Gipsabgüsse befinden sich beispielsweise in der Skulpturensammlung Dresden sowie in der Rietschel-Kapelle der Nicolai-Kirche in Pulsnitz.

Warum sich der Kopf der Frömmigkeit in der Modellsammlung der Gießerei Lauchhammer befand, bleibt unklar. Weder wurden Abgüsse in den überlieferten Verkaufskatalogen der Gießerei angeboten, noch sind ausgeführte Bronzeabgüsse überliefert oder im Kunsthandel nachweisbar.

Nicola Vösgen