Nicola Vösgen

Joseph Edgar Boehm: Hufschmied


Joseph Edgar Boehm wurde am 6. Juli 1834 in Wien geboren. Sein Vater Joseph Daniel Böhm war Medailleur und Direktor der Graveurakademie am Hauptmünzamt in Wien. Auch Boehm erlernte zunächst das Medailleur-Handwerk in England und Italien, Parallel arbeitete er aber auch als Bildhauer. 1862 zog Boehm nach London und nahm 1865 die britische Staatsbürgerschaft an. 1881 wurde er von Queen Viktoria zum Hofbildhauer ernannt und 1886 in den Adelsstand erhoben. Seine Aufträge erhielt er überwiegend aus der königlichen Familie und von Mitgliedern des Adelshauses. Von den mehr als 350 Werken des Künstlers befinden sich zahlreiche in England, aber auch in Konstantinopel, Melbourne, Kalkutta und Bombay sind seine Arbeiten zu finden.
Boehm ist im Alter von nur 56 Jahren am 12. Dezember 1890 in London verstorben.


Abb. 1: Carte de Visite of Joseph Edgar Boehm, um 1870/80
(Wikimedia Commons, public domain, File:Carte_de_Visite_of_Joseph_Edgar_Boehm,_1860s.jpg)


Die »Illustrirte Zeitung« berichtete 1869 über einige Portraitstatuetten des zu diesem Zeitpunkt bereits in London lebenden Bildhauer Boehm. In dem Artikel wird abschließend mitgeteilt: „Gewiss ist es auch interessant, zu wissen, daß dieses deutschen Künstlers Werke meistentheils in Deutschland ihre letzte Vollendung in Bronceguß und Ciselierung erhalten, und zwar in dem rühmlich bekannten gräflich v. Einsiedel´schen Werke in Lauchhammer.“


Das Modell des Hufschmieds

Im Kunstgussmuseum Lauchhammer liegen so gut wie keine Informationen über diese offenbar intensive Zusammenarbeit vor. In der Modellsammlung haben sich nur die Modelle von zwei Statuettengruppen von J.E. Boehm erhalten, u.a. die Gruppe eines Hufschmieds mit Pferd.

Das sehr gut erhaltene 45cm große Metallmodell des Hufschmieds besteht aus der Plinthe mit Pferd, der separat gearbeiteten Figur des Schmieds und zwei weiteren einzelnen Teilen, dem rechten Arm vom Schmied und dem Pferdeschweif. Von dieser Gruppe existierte auch ein Gipsmodell, von dem allerdings nur der Pferdekopf erhalten ist.

 

Abb. 2: Metallmodell des Hufschmieds von J.E. Boehm im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2018)


Die Gruppe des Hufschmieds ist nicht datiert. Sie ist jedoch sicherlich zusammen mit dem zweiten Modell von Boehm, einem Stiertreiber entstanden. Diese ist mit der Jahreszahl 1868 versehen, so dass man auch für den Hufschmied von einer Entstehung im Jahr 1868 ausgehen kann.

Der Hufschmied ist bereits in einem um 1880 veröffentlichten Katalog der Gießerei, damals noch Eisenwerk Lauchhammer, abgebildet. Laut der Beschreibung handelte es sich bei den abgebildeten Statuetten um „Race-Thiere als Prämien für Thier-Aussteller“.

 


Abb. 3: Hufschmied in dem Katalog des Eisenwerks Lauchhammer
(Katalog Eisenwerk Lauchhammer, um 1880, Taf. 256)


In den späteren Bildguss-Katalogen ist der Hufschmied durchgehend bis 1938 angeboten.

 


Abb. 4: Der Hufschmied im Bildguss-Katalog von 1938
(Lauchhammer Bildguss, 1938, S. 118)

Sicherlich ist die Gruppe bereits im 19. Jahrhundert verkauft worden. Die erhaltenen Unterlagen dokumentieren lediglich die Verkäufe seit den 1920er Jahren bis 1945. In dieser Zeit wurde der Hufschmied lediglich 4 Mal verkauft.

Im Kunsthandel ist die Gruppe des Hufschmieds nicht nachweisbar.