Barbara von Kalckreuth: Bronzetür für das Tannenberg-Denkmal,

Olsztynek (Hohenstein), Polen


Barbara von Kalckreuth wurde 1905 in Hackpfüffel geboren. Sie entstammt einer schlesischen Adelsfamilie, deren Wurzeln bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen. In ihrer Familie gab es mehrere Künstler, hauptsächlich Maler. Sie selbst wurde Bildhauerin. Zunächst nahm sie Privatunterricht bei einer Dresdener Bildhauerin, später lernte sie bei dem Maler Hermann Junker in Berlin. Zu Beginn der dreißiger Jahre ging Barbara von Kalckreuth in die USA, um bei Jerome Fristt zu studieren, der ein Meisterschüler von Auguste Rodin war. 1939 kehrte sie zurück und heiratete Conrad Hommel, einen prominenten Maler der Nazi-Diktatur. Er genoss großes Ansehen während der Herrschaft der Nationalsozialisten und schuf zahlreiche Porträtbilder von führenden Persönlichkeiten des NS-Regimes. In den dreißiger und vierziger Jahren nahm Barbara von Kalckreuth erfolgreich an den Großen Deutschen Kunstausstellungen in München teil. Ihr Werk umfasste hauptsächlich Porträtbüsten. Barbara von Kalckreuth lebte in München und seit Ende der sechziger Jahre in Sielbeck bei Eutin. Sie starb 1997.  


Die Bronzetür für das Tannenberg-Denkmal

Das Tannenberg-Denkmal oder Reichsehrenmal Tannenberg wurde von 1924 bis 1927 bei Hohenstein in Ostpreußen erbaut. Es sollte an die Schlacht von Tannenberg im Jahr 1410 erinnern, als der Deutsche Orden gegen Polen und Litauen kämpfte und verlor. Weiterhin war Tannenberg der Ort einer Schlacht vom August 1914 (Allenstein) und September 1914 (Masurische Seen), als Deutschland gegen Russland kämpfte und gewann. Obwohl diese Schlachten nur in der Nähe von Tannenberg stattfanden, wurden sie dennoch auf Wunsch Hindenburgs in der Geschichtsschreibung „Schlacht von Tannenberg“ genannt. Man nutzte den Sieg über die russische Armee, um die Niederlage von 1410 zu überdecken. Dennoch blieb Russland ein ernstzunehmender Gegner.

Tannenberg-Denkmal; historische Postkarte von 1940, Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv

 

Der Entwurf „Godewind“ stammt von den Berliner Architekten Walter und Johannes Krüger. Sie gingen aus 532 Bewerbern eines Wettbewerbs von 1925 hervor. Die Gesamtanlage war achteckig, das Achteck hatte einen Durchmesser von 100 Metern. An jeder Ecke des Achtecks befand sich ein 20 Meter hoher rechteckiger Turm. Jeder Turm hatte eine Bezeichnung, wie z.B. „Weltkriegsturm“ oder „Ostpreußenturm“. Die Mauern waren überdacht und begehbar. Alles wurde aus rotem Backstein erbaut. Der Bau sollte einer Ordensburg gleichen und lehnte sich an die Gestaltungen des Castel del Monte, einer Anlage von etwa 1250 in Italien und der Kultstätte Stonehenge in England an. Von außen schien das Denkmal eine uneinnehmbare Festungsanlage zu sein, im Inneren eröffneten sich Arkaden mit Rundbögen und ein Ehrenhof, welcher wie ein Amphitheater von Treppen umgeben war. In der Mitte des Hofes stand zur Ehrung der unbekannten, gefallenen deutschen Soldaten ein Kreuz. Der Bau wurde von Spenden finanziert.

 

Bronzetür für das Tannenberg-Denkmal; Foto: Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, Archiv

 

Am 18. September 1927 wurde das Denkmal vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg eingeweiht. Es waren etwa 80000 Menschen anwesend. 1934 bis 1935 gestaltete man das Denkmal um. Das Kreuz vom Festplatz wurde am „Hindenburgturm“ angebracht, in welchem sich seit 1934 die Särge von Hindenburg und seiner Frau befanden. Großveranstaltungen im Sinne der nationalsozialistischen Propaganda wurden durchgeführt. 1945 transportierte man die Särge Hindenburgs und seiner Frau über Thüringen nach Marburg, wo sie sich noch heute befinden. Auf Befehl Hitlers wurde das Denkmal gesprengt, da die Rote Armee immer weiter vorrückte. Die monumentale Anlage bestand nur 18 Jahre. Einige Zeit standen noch Ruinen, dann wurde das Denkmal 1952 bis 1953 endgültig abgetragen. Die Backsteine fanden beim Wiederaufbau Warschaus Verwendung. Heute erinnern nur wenige Fragmente an das ehemals größte deutsche Kriegsdenkmal.

Die Bronzetür, welche von Barbara von Kalckreuth 1936 entworfen und ausgeführt wurde, war kein Bestandteil des ursprünglichen Entwurfs von Johannes und Walter Krüger, sondern sie wurde erst für den Umbau ab 1934 in Auftrag gegeben. Eine Bronzetür mit gleicher Rundbogenform wurde ebenfalls erst später als Tür des Eingangstores eingesetzt. Sie trug auf ihren zwei Flügeln ein (abgewandeltes) Zitat Hindenburgs aus seiner Eröffnungsrede von 1927. Der Schöpfer und die Gießerei dieser Tür sind unbekannt.

Die in Lauchhammer gegossene Tür war 3,22m hoch und 1,77m breit. Sie hatte die Form eines Rundbogens und nahm damit die romanische Formensprache auf. Sie wiederholte so die Form der Rundbögen der Arkadengänge, passte sich dadurch der Gesamtgestaltung an. In der Rundbogentür war die eigentliche Tür als Rechteck integriert. Über die ganze Fläche der rechteckigen Tür wurde ein Kreuz als Relief ausgearbeitet. Sie war mit einem Türöffner, der als umgekehrtes Omega gestaltet wurde, versehen. Im Rundbogen waren Alpha und Omega ebenfalls als Relief ausgearbeitet. Alpha und Omega sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets und stehen damit symbolisch für „Anfang und Ende“. Weitere Deutungen sind „Das Erste und das Letzte“ oder „Schöpfung und Vollendung“. Die Symbole finden in der christlichen und auch in anderen Religionen Verwendung.

Durch eine feine Oberflächenstruktur wurde die Fläche der Bronzetür als Einheit zusammengezogen und wirkte wie aus einem Stück. Derzeitig lässt sich nicht nachvollziehen, wo genau diese Bronzetür ihren Platz im Bauwerk gefunden hat. Sie ist nicht erhalten.


Antje Bräuer