Hugo Hagen: Büste Carl Heinrich Graun


Hugo Hagen (auch: Haagen) wurde am 06. September 1817 als Sohn eines Musiklehrers in Berlin geboren (Das vielfach genannte Geburtsjahr 1818 ist nicht korrekt). Er studierte 1842/43 an der Königlichen Akademie und arbeitete in den Jahren 1842 bis 1857 im Atelier des bekannten Bildhauers Christian Daniel Rauch in Berlin. Hier war er maßgeblich beteiligt an der Ausführung u.a. des Reiterstandbildes Friedrichs des Großen sowie des Standbildes von Albrecht Thaer (beide Berlin). Seine erste eigene Arbeit war das Denkmal auf dem Schlachtfeld von Roßbach (1856). Es folgten zahlreiche Standbilder, Denkmale und Büsten. Der Bildhauer verstarb am 14. März 1871 in Berlin (nicht wie vielfach angegeben am 14. April).


Das Modell von Carl Heinrich Graun im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum befindet sich das von Hugo Hagen geschaffene 69,5cm große Gips-Modell einer Büste von Carl Heinrich Graun. Sie steht auf einem hohen runden profilierten Sockel, der an der Vorderseite bezeichnet ist mit „Graun“. An der Rückseite befindet sich die Bildhauersignatur „H.H.“. Eine identische Gipsbüste Grauns befindet sich in der Modellsammlung der Nationalgalerie Berlin; diese ist bezeichnet „“H. Hagen 1860“.


Abb. 1 Modell der Büste von Carl Heinrich Graun im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winkelmann, 2019)

Hugo Hagen hatte bereits an dem 1851 enthüllten Denkmal Friedrichs des Großen mitgearbeitet, an dessen westlicher Sockelseite eine Darstellung von Carl Heinrich Graun zu finden ist. Die Büste von Graun schuf Hagen 1860, im Jahr von dessen 100stem Todestag. Die Portraitbüste war 1862 auf der Berliner Akademieausstellung ausgestellt.

Carl Heinrich Graun ist bekleidet mit einer antikischen Toga, unter der die zeittypische Tracht des 18. Jahrhunderts zu erkennen ist, das Halstuch und besonders die Kragenstickerei sind fein durchgearbeitet. Zeittypisch ist auch die Lockenperücke mit Zopf.

Dies ist die einzige Arbeit des Bildhauers Hugo Hagen, die nach bisherigen Recherchen in der Kunstgießerei Lauchhammer ausgeführt wurde.


Zur Person Carl Heinrich Graun

Carl Heinrich Graun (07.05.1704, Wahrenbrück – 08.08.1759, Berlin) folgte seinem Bruder Johann Gottlieb Graun 1714 an die Kreuzschule in Dresden, wo er rasch durch seine schöne Stimme auffiel und neben Gesangs- auch Klavier- und Cellounterricht erhielt. Für die Hochzeitsfeierlichkeiten des preußischen Kronprinzen Friedrich und der Prinzessin Elisabeth Christine schrieb Graun die Oper »Lo Specchio della Fedelta«, die im Jahre 1733 in Salzdahlum uraufgeführt wurde. Der preußische Kronprinz Friedrich war von der Oper so begeistert, dass er Graun 1735 nach Berlin verpflichtete, wo er als Vizekapellmeister in die Kapelle des preußischen Kronprinzen und späteren König Friedrichs des Großen eintrat. In den Folgejahren feierte er zahlreiche Erfolge als Sänger und Komponist.

Nach der Thronbesteigung des Kronprinzen wurde Graun 1740 zum Kapellmeister ernannt. Mit seiner Oper »Cesare e Cleopatra« wurde die neuerbaute Königliche Hofoper Unter den Linden am 07. Dezember 1742 eröffnet. Carl Heinrich Graun galt „als bester dramatischer Sänger seiner Zeit“.


Abb. 2: Valentin Daniel Preissler nach Andreas Möller: Carl Heinrich Graun, 1752
(Von Valentin Daniel Preisler – http://www.portraitindex.de/documents/obj/34008362, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47146759)


Das Denkmal für Carl Heinrich Graun

Bereits 1846 begannen in Wahrenbrück, dem Geburtsort des Musikers, die Planungen für die Errichtung eines Graun-Denkmals. Um 1860 gelang es mit verschiedenen Veranstaltungen und Sammelaktionen bei örtlichen Vereinen ausreichende finanzielle Mittel zu beschaffen. Im September 1867 wurde der Grundstein für das Denkmal gelegt. Spätestens 1867 war auch entschieden worden, dass die wenige Jahre zuvor entstandene Portraitdarstellung Grauns von Hugo Hagen für das Denkmal Verwendung finden sollte. Die Büste wurde 1868/69 in Lauchhammer gegossen. Am 20. Juni 1869 fand die Enthüllung des Graun-Denkmals statt. Es steht bis heute auf einem kleinen Platz gegenüber dem Geburtshaus von Graun im Stadtzentrum von Wahrenbrück.


Abb. 3: Das Graun-Denkmal in Wahrenbrück
(public domain: LutzBruno, 2007, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Graundenkmal_Wahrenbrueck_b.jpg)


Nicola Vösgen