Reinhold Felderhoff: Diana


Reinhold Felderhoff wurde am 25. Februar 1865 in Elbing (Westpreußen) geboren. Er studierte seit 1880 an der Berliner Kunstakademie, unter anderem bei Fritz Schaper (1841-1919). 1884 wurde er Meisterschüler im Atelier von Reinhold Begas. 1885 erhielt Felderhoff ein Reisestipendium und unternahm eine einjährige Romreise. Seit 1887 arbeitete er in Berlin als selbständiger Bildhauer. In den Jahren 1895 bis 1897 war er an der Ausführung des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals auf der Berliner Schlossfreiheit beteiligt, dass Begas gemeinsam mit zahlreichen Berliner Bildhauern ausführte. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen neben der Diana u.a. die Figur des Brandenburger Markgrafen Johann II. für die Berliner Siegesallee (1897-1900) und der Stralauer Fischer für Berlin-Treptow (1916). Felderhoff starb am 18. Dezember 1919 in Berlin.


Modell der Diana im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum Lauchhammer befindet sich das 65cm große Metallmodell der Diana von Reinhold Felderhoff. Es ist in sechs Einzelteilen nur fragmentarisch erhalten, der Kopf der Figur ist leider verloren. Das Modell ist an der Plinthe hinten bezeichnet mit „R. Felderhoff“.


Abb. 1: Modell der Diana im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winkelmann, 2019)

Die Figur der Jagdgöttin Diana steht im lockeren Kontrapost auf einer runden profilierten Plinthe, der linke Fuß ruht auf einer Bodenerhebung. Die Göttin ist in idealer weiblicher Nacktheit dargestellt und gerade dabei sich mit Lederriemen einen Köcher voller Pfeile auf ihren Rücken zu schnallen.

Es ist völlig unklar, ob die Diana jemals in der Gießerei Lauchhammer gegossen wurde. Der Ankauf ist nicht in den Listen der 1914 bis 1947 angekauften Modelle verzeichnet. Es muss deshalb entweder vor 1914 oder eventuell auch nach 1947, möglicherweise von der Witwe des Bildhauers Lambertine Felderhoff, angekauft worden sein. In den Verkaufskatalogen der Gießerei wurde die Diana zu keinem Zeitpunkt angeboten, was eher auf einen Erwerb nach 1947 hinweisen könnte.

Im Kunsthandel sind keine in Lauchhammer entstandenen Abgüsse der Diana zu finden. Alle angebotenen Abgüsse stammen aus der Berliner Kunstgießerei Noack.


Die Diana von Reinhold Felderhoff

Auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1898 war erstmals eine nur 33cm große Bronze-Statuette der Diana ausgestellt, die noch im selben Jahr von der Berliner Nationalgalerie angekauft wurde. Diese Statuette wurde 1900 auf der Pariser Weltausstellung präsentiert (1922 in der NG gestohlen).

1910 entstand ein lebensgroßer Abguss (174cm, Guss Noack), der im selben Jahr auf der Berliner Kunstausstellung ausgestellt war und für die Felderhoff mit der Goldenen Medaille für Kunst und einem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde.

Auch dieser Abguss wurde von der Nationalgalerie angekauft und 1911 auf der Internationalen Kunstausstellung in Rom gezeigt. Er war seit 1927 als Dauerleihgabe in Schleswig zunächst in einer Grünanlage, später vor dem Oberlandesgericht aufgestellt. Seit Mai 2009 steht dieser erste lebensgroße Bronzeabguss im Kolonnadenhof vor der Nationalgalerie in Berlin.

Eine weitere 175cm große Replik, wurde ebenfalls in der Gießerei Noack gegossen und 1927 im Kleinen Lustgarten von Elbing, der Geburtsstadt Reinhold Felderhoffs, aufgestellt. Unter ungeklärten Umständen gelangte diese Diana in den Besitz von Hermann Göring, der sie in seinem Anwesen Carinhall aufstellen ließ. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Statue zunächst in der Zitadelle Spandau verwahrt und steht seit 1963 an ihrem jetzigen Standort im Wröhmännerpark in Berlin-Spandau.


Diana im Wröhmännerpark in Berlin-Spandau
(Foto: Nicola Vösgen, 2019)

Von der lebensgroßen Fassung wurde 1917 von der Nationalgalerie auch noch eine verkleinerte Replik in Marmor bestellt (145 cm). Nachdem diese bei einem Transport beschädigt worden war, ist sie um 1940 von der Stadt Brandenburg angekauft worden. Diese Marmorausführung steht seit den 1950er Jahren im Theaterpark in Brandenburg.


Felderhoff und die Gießerei Lauchhammer

In den Bildguss-Katalogen der Gießerei Lauchhammer wurden keine Arbeiten von Reinhold Felderhoff angeboten. Der Bildhauer ließ die meisten seiner Bronzearbeiten in der Berliner Kunstgießerei Hermann Noack ausführen. In Lauchhammer entstanden jedoch einige einmalig ausgeführte Auftragsarbeiten für den öffentlichen Raum, z.B. die Röntgen-Statue für die Potsdamer Brücke/Berlin (1898, fragm. erhalten im Krankenhaus Moabit), der Felderhoff-Brunnen am Berliner Tor/Stettin (1902, 1932 abgebaut), eine Sitzstatuette Johannes Brahms (1901, Modell im Kunstgussmuseum erhalten) und ein Maercker-Denkmal für Halle (1905, zerstört).

Nicola Vösgen