Diadumenos


Die antike Statue des Diadumenos

Als Diadumenos (Diademträger) oder auch Anadumenos (Der sich das Stirnband umlegende) wird ein Statuentyp bezeichnet, der auf eine Bronzestatue des Polyklet, einem der berühmtesten griechischen Bildhauer des 5. Jahrhunderts v. Chr., zurückgeht. Von seinen Arbeiten sind keine Originale erhalten, ihr Aussehen ist jedoch durch in römischer Zeit entstandene Marmorkopien überliefert.

Dargestellt ist ein Athlet, der im Begriff ist sich mit den hoch erhobenen Armen ein Diadem oder Stirnband um den Kopf zu legen. Der Diadumenos zeigt in hervorragender Weise den von Polyklet eingeführten klassischen Kontrapost, dem Nebeneinander von Stand- und Spielbein und deutlich aus der senkrechten Körperachse verschobenem Becken zum Ausgleich der Gewichtsverhältnisse

Abb. 1: Eine der Marmorkopien des Diadumenos, Metropolitan Museum of Arts
(File:Diadumenos fragments Met 25.78.56 n01.jpg|Diadumenos fragments Met 25.78.56 n01)

Der Diadumenos gilt als eines der späten Werke Polyklets, das wohl um 420 v. Chr. entstanden ist. Die Statue zählte in der Antike zu den berühmtesten Werken des Bildhauers. Mehrfach wurde sie in der antiken Literatur erwähnt, u.a. bei den Dichtern Seneca und Plinius. Anhand der literarischen Überlieferung ist jedoch nicht zu erschließen, aus welchem Anlass die Statue geschaffen wurde bzw. wer der Dargestellte war.

Das Wissen um die polykletischen Statuen ist im Verlauf der Spätantike in Vergessenheit geraten. Im 17. und 18. Jh. wurde angenommen, dass es sich bei der Statue um eine Darstellung von Juba (Iuba), einem König von Mauretanien, handeln würde. Erst im späteren 18. Jahrhundert konnte der Archäologe Johann Joachim Winckelmann den Diadumenos im antiken Denkmälerbestand wieder identifizieren. Seitdem sind eine Vielzahl römischer Kopien bekannt geworden, teilweise vollständige Wiederholungen der gesamten Statue, manchmal auch nur Köpfe, die eine recht zuverlässige Vorstellung vom Original vermitteln können.


In der Dresdner Skulpturensammlung befindet sich eine im 2. Jh. n. Chr. entstandene 28cm große Marmorkopie des Kopfes des Diadumenos (Inv. Hm 71). Diese war 1728 in Rom aus der Sammlung Flavio Chigi erworben worden. Im 17. Jahrhundert war der Kopf um die Büste, also das Bruststück mit Mantel, ergänzt worden. Erst im späten 18. Jahrhundert wurden diese Ergänzungen wieder entfernt.

Abb. 2: Kopie des Dresdner Diadumenos, Museum Stendal
(Herkunft/Rechte: Winckelmann-Museum Stendal [CC BY-NC-SA])


Das Aussehen der ergänzten Büste im 17. und 18. Jahrhundert überliefert eine Abbildung in einem Verkaufskatalog der Rost´schen Kunsthandlung in Leipzig von 1794. In der Beschreibung heißt es, dass die 22 Zoll große Büste des Juba nach dem Dresdner Vorbild geschaffen war.

Abb. 3: Iuba in dem Rost´schen Verkaufskatalog, 1794
(Abgüsse antiker und moderner Statuen, … in der Rost´schen Kunsthandlung zu Leipzig, 1794, Taf. 36/3)


Büste des Diadumenos im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum befindet sich das 66cm große Gipsmodell einer Büste des Diadumenos mit Stirnbinde und einem über die rechte Schulter gelegten Mantel.

Abb. 4: Büste des Diadumenos im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winkelmann, 2019)

In einem 1825 erstellten Verzeichnis der in Lauchhammer hergestellten Eisen-Kunstgusswaren wurde von Johann Friedrich Trautscholdt, dem damaligen Oberfaktor der Gräflichen von Einsiedel´schen Eisenwerke, für die Jahre 1800 und 1801 die Ausführung eines Juba genannt. Da die Benennung als Juba zu dieser Zeit geläufig war, wird es sich vermutlich um zwei Eisengüsse des hier beschriebenen Modells gehandelt haben. Leider ist nicht überliefert, wer die Abnehmer / Käufer der beiden Büsten waren. Auch in einem Lauchhammer Preis-Courant von 1845 ist die Büste des Juba genannt, hier bereits in alternativ in Eisen- oder Bronzeguss.

Es sind keine erhaltenen Eisen- oder auch mögliche spätere Bronzegüsse bekannt.

Nicola Vösgen