Emil Cauer: Kriegerdenkmal

Emil Cauer der Jüngere wurde am 6. August 1867 in Kreuznach geboren. Er war der Enkel von Emil Cauer dem Älteren, welcher die Bildhauer-Dynastie Cauer begründete. Emil Cauer d.J. lernte zuerst Bildhauerei bei seinem Vater Karl Cauer, danach bei seinem Onkel Robert Cauer in Rom. 1888 ging er nach Berlin, um an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums zu studieren. 1898 eröffnete er in Berlin sein eigenes Atelier. Er war ein gefragter Modelleur von Porträts. Emil Cauer d.J. starb am 13. Februar 1946 in Gersfeld (Rhön).


 

Kriegerdenkmal

Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des I. Weltkrieges befindet sich in unmittelbarer Nähe der Nikolaikirche in Lauchhammer-Mitte, ehemals Bockwitz. Bereits 1920 wurde der alte Kirchhof in einen Ehrenhain umgestaltet. 1921 gründete sich ein Ausschuss für die Errichtung einer Krieger-Gedächtnisstätte. Am 3. August 1924 wurde sie eingeweiht. Emil Cauer d.J. modellierte dafür 1923 ein Relief, welches in der Kunstgießerei Lauchhammer in Bronze gegossen wurde. In einem runden zweistufigen Sockel, welcher gemauert, verputzt und in Ziegelrot gestrichen wurde, ist ein senkrecht aufgestellter Findling, der in der Nähe von Bockwitz gefunden wurde, aufgestellt. Die Oberfläche ist naturbelassen, wahrscheinlich ist es Granit. Er ist etwa 2,80 Meter hoch. In der oberen Hälfte des Steins ist das im Durchmesser 70 Zentimeter große Hochrelief eingelassen. Es ist im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts modelliert. Eine Frau, nur der Oberkörper ist sichtbar, legt ihren rechten Arm um den Kopf eines jungen Mannes. Der Kopf der Frau ist mit einem Tuch bedeckt, welches über ihre Schulter fällt. Der Mann ist von hinten dargestellt. Sein Kopf liegt auf der Brust der Frau, er wendet ihn ihr zu. Sie küsst ihn auf die geschlossenen Augen. Beide sind in inniger Umarmung. Im rechten Bereich des Reliefs liegt die linke Hand der Frau auf der Schulter des Mannes. Sie hält einen Lorbeerkranz. Alles tritt sehr plastisch und mit starken Hinterschneidungen aus dem schalenförmigen Hintergrund hervor. Die Figuren werden von einem schmalen schmucklosen Rand gerahmt.

 

Relief zum Kriegerdenkmal in Lauchhammer-Mitte; Foto: Antje Bräuer 2022

 

Es ist anzunehmen, dass es sich um die Darstellung einer Mutter handelt, die ihren Sohn betrauert, der im Feld gefallen ist. Der Lorbeerkranz deutet auf einen Sieg hin. Ob dieser Sieg errungen oder nur erwartet und erhofft wurde, ist nicht klar, denn der „Held“ wurde nicht bekränzt. In Anbetracht des Verlustes des Sohnes oder auch des geliebten Mannes wird dieser Sieg ein sinnloser. Leid und Trauer, verursacht durch den Krieg, überwiegen.

 

Gesamtansicht des Kriegerdenkmals; Foto: Antje Bräuer 2022

 

Unterhalb des Reliefs befinden sich in den Stein gemeißelt die Jahreszahlen „1914-1918“. An dieser Stelle fällt eine hellere Farbe des Steins in rechteckiger Form auf. Hier war, wahrscheinlich bis zur Umgestaltung des Geländes um die Nikolaikirche im Jahre 2010, eine bronzene Platte mit folgender Schrift angebracht: „Dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint“. Man wollte damit die Jahreszahlen verdecken und das Kriegerdenkmal wohl auch als Denkmal für die Gefallenen des II. Weltkrieges ansehen. Bei der Neugestaltung des Kirchparks wurde diese Platte nur einige Schritte entfernt in einer Reihe mit zwei weiteren Platten aus Eisen auf einem Stein liegend aufgestellt. Diese Platte ist nun gestohlen.

Zum Denkmal gehören noch zwei links und rechts flankierende Stelen, gemauert, verputzt und in Ziegelrot gestrichen. Sie sind etwa 1,50 Meter hoch. An diesen sind jeweils zwei bronzene Platten mit den Namen der Gefallenen des I. Weltkrieges aus Bockwitz angebracht. Die Gesamtanlage ist von einem durch eine Hecke halb eingefasstes begehbares Rondell mit Blumenbepflanzung umgeben. Ursprünglich wurden die Stelen von zwei Kreuze in der Form des Eisernen Kreuzes bekrönt und die Anlage war durch einen niedrigen weißen Zaun und zwei runde Podeste am Eingang des Rondells begrenzt. Heute sind Putz und Farbe in schlechtem Zustand. Die Verfugung um das Relief ist teilweise ausgebrochen. Am Kopf der Frauenfigur befindet sich ein kleines eckiges Loch, etwa 1×1 Zentimeter groß. Es ist durch die Herstellung bedingt. Jedoch war es ursprünglich  abgedeckt und diese Abdeckung ist verloren gegangen. Die Oberfläche der Bronze hat eine stark verwitterte grüne Patina, stellenweise mit Flechten bewachsen.

 

          

Schrifttafeln mit den Namen der Gefallenen des I. Weltkrieges; Foto: Antje Bräuer 2022

 

Verlorene Schrifttafel im Kirchpark; Foto: Wolfgang Miertzsch 2009


Kuratorin Antje Bräuer