Nicola Vösgen

Caracalla (Antiken)

Der römische Kaiser Caracalla war der älteste Sohn von Septimus Severus, dem aus Leptis Magna in der damaligen afrikanischen Provinz stammenden Begründers der severischen Dynastie. Er wurde 188 n.Chr. geboren und bereits im Alter von 11 Jahren von seinem Vater zum Mitregenten erklärt. Nach dessen Tod trat er 211 n.Chr. zusammen mit seinem Bruder Geta die Regentschaft an. Um als Alleinherrscher regieren zu können, ermordete er den verhassten Bruder noch im selben Jahr. In den folgenden Jahren ließ er auch tausende Anhänger seines Bruders verfolgen und töten. Laut den antiken Quellen war seine Herrschaft geprägt von Tyrannei und Willkür, beliebt war er ausschließlich bei seinen Soldaten. „Alle hassten ihn aufs bitterste, sowohl Senatoren als auch die übrige Bevölkerung, Männer und Frauen“, urteilte der zeitgenössische Geschichtsschreiber Cassius Dio. Bei den Vorbereitungen eines Feldzuges gegen die Parther wurde Caracalla im April 217 n.Chr. in Mesopotamien ermordet.

Offiziell hieß der Kaiser Marcus Aurelius Severus Antoninus. Seinen heute viel geläufigeren Beinamen Caracalla erhielt er aufgrund des von ihm bevorzugt getragenen keltischen Kapuzenmantels, der „Caracallus“ hieß.

Mit seinem Namen verbunden sind heute v.a. die Caracalla Thermen an der Via Appia in Rom, der größten römischen Bäderanlage, die unter seiner Herrschaft im Jahr 216 n.Chr. eröffnet wurde. In seine Regierungszeit fällt auch die Verfügung der „Constitutio Antoniniana“, mit der fast allen freien Reichsbewohnern das römische Bürgerrecht verliehen wurde.


Die Büste des Caracalla

 

Im Kunstgussmuseum befindet sich ein mit 87cm weit überlebensgroßes Gipsmodell einer Büste des Kaisers Caracalla.

 

Abb. 1: Gipsbüste des Caracalla im Kunstgussmuseum Lauchhammer

(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2017)


Die Büste ist im sog. Alleinherrscher-Typus gestaltet, von dem sich berühmte Exemplare in den Museen in Neapel und Berlin befinden. Kennzeichnend für diesen Typus, der ca. 212 – kurz nach dem Mord an seinem Bruder – aufkam, waren das eng anliegende sich in kleinen Löckchen ringelnde Haar und der ebenso gestaltete Bart sowie die stark zusammengezogene Stirn mit zwei diagonal verlaufenden Falten. Der somit entstandene „grimmige“ Gesichtsausdruck sollte die Willensstärke und Gewaltbereitschaft des Kaisers demonstrieren.

Die größte Ähnlichkeit weist das Portrait zu einer Marmorbüste des Caracalla in der Skulpturensammlung Dresden auf, die sich dort seit der Mitte des 18. Jahrhunderts befindet.

 

Abb. 2: Marmorbüste des Caracalla in der Skulpturensammlung Dresden

(Foto: Reinhard Seurig / Hans-Jürgen Genzel, SKD, H4 119/263)


Abgüsse der Caracalla Büste

 

Wie häufig die Büste des Caracalla in Eisen abgegossen wurde ist nicht bekannt. In dem 1825 erstellten Verzeichnis des Gießerei-Faktors Trautschold ist sie nicht explizit benannt. Allerdings wird dort für das Jahr 1788 die Ausführung „diverse(r) Büsten“ erwähnt, darunter befand sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch der Abguss einer Caracalla-Büste.

In einem Lexikon der in Dresden lebenden Künstler von 1788 wird über den Bildhauer Thaddäus Ignatius Wiskotschill berichtet, dass er „vorzüglich seine Geschicklichkeit gezeigt [habe]: Germanicus und Caracalla, zwey kolossalische in Eisen hohl gegossene Büsten, welche in dem Gräfl. Marcolinischen Garten aufgestellt sind.“ Da zu dieser Zeit ausschließlich die Einsiedel´sche Gießerei in der Lage war, solche gr0ßen Figuren in Eisenguss herzustellen, müssen die beiden Büsten dort gegossen worden sein.

Der Bildhauer Wiskotschill war seit 1775 als Modelleur für die Einsiedel´sche Gießerei tätig und stand seit 1782 außerdem in den Diensten des Grafen Camillo Marcolini. Dieser hatte 1774 das ehemalige Brühl´sche Palais in Dresden-Friedrichstadt erworben, dass er in den folgenden Jahren neu gestalten und mit figürlichem Schmuck von verschiedenen Bildhauern ausstatten ließ.

Einerseits wurde das Caracalla-Portrait als eine der vorzüglichen Arbeiten von Wiskotschill bezeichnet, andererseits besteht eine frappierende Ähnlichkeit zu dem Dresdner Portraitkopf, der dem Bildhauer mit großer Wahrscheinlichkeit bekannt war. Da uns keine Abbildungen vorliegen, die das Aussehen des Caracalla im Marcolinischen Garten überliefern, bleibt es fraglich, inwieweit Wiskotschill hier tatsächlich als Bildhauer oder nur als Kopist des antiken Werkes tätig war.

Nur in einem Preis-Courant der „Kunstguss-Waaren auf dem Gräflich Einsiedelschen Eisenwerk zu Lauchhammer“ von ca. 1830/40 wird die Büste des Caracalla zusammen mit weiteren 16 Büsten nach antiken Vorbildern angeboten. In allen späteren Katalogen der Gießerei ist die Caracalla-Büste nicht mehr vertreten. Neben dem Abguss für den Grafen Marcolini aus dem späten 18. Jahrhundert sind keine weiteren Abgüsse bekannt.