Ernst Rietschel: Albertine Rietschel


Ernst Rietschel wurde am 15. Dezember 1804 in Pulsnitz bei Dresden als Sohn eines Handschuhmachers geboren. Seine künstlerische Begabung zeigte sich früh und er erhielt 1820 eine Freistelle an der Königlichen Sächsischen Kunstakademie in Dresden. Detlev Graf von Einsiedel, der Eigentümer der Lauchhammer Eisenwerke, wurde auf den jungen Künstler aufmerksam und wollte ihn als Modelleur für die Gießerei anwerben. Mit seiner Unterstützung konnte er Unterricht bei dem sächsischen Hofbildhauer Franz Pettrich nehmen. Graf von Einsiedel war es auch, der Rietschel im November 1826 in das Atelier von Christian Daniel Rauch nach Berlin vermittelte. Nachdem Rietschel 1832 eine Professur für Bildhauerei an der Dresdner Kunstakademie erhalten hatte, kehrte er nach Dresden zurück. Er führte zahlreiche bauplastische Arbeiten und Denkmäler v.a. in Dresden, aber auch in Leipzig, Weimar, Braunschweig und Berlin aus. Eine seiner bedeutendsten Arbeiten war das Luther-Denkmal in Worms, damals die größte Denkmalanlage weltweit, deren Modell sich im Kunstgussmuseum Lauchhammer befindet. Zusammen mit Ernst Julius Hähnel begründete er den Ruf der spätklassizistischen Dresdner Bildhauerschule. Rietschel verstarb am 21. Februar 1861 und wurde auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden beigesetzt.


Albertine Rietschel (11. Februar 1811 – 11. Juli 1835)

Abb. 1: Büste der Albertine Rietschel im Kunstgussmuseum Lauchhammer

(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2017)


1831 fand die Verlobung zwischen Ernst Rietschel und der 20-jährigen Albertine Trautschold statt. Der Biograph Rietschels beschreibt sie als ein „Mädchen von reichen Geistes- und Gemüthsanlagen, zu welcher ihn [Rietschel] vom ersten Augenblicke des Sehens an eine tiefe Zuneigung des Herzens hinzog.“ Kennengelernt hatte Rietschel die Tochter von Johann Friedrich Trautschold, dem Oberhüttenmeister im Eisenwerk zu Lauchhammer, bereits gegen Ende der 1820er Jahre bei einem seiner Besuche in Lauchhammer.

Nachdem Rietschel die Professur in Dresden erhalten hatte, konnte das Paar am 12. Oktober 1832 heiraten und einen gemeinsamen Hausstand in Dresden begründen. Die erste Tochter, Adelheit, wurde am 20. September 1833 geboten. Seine zweite Tochter, Johanna, verstarb bereits kurz nach der Geburt und kurz darauf, im Juli 1835, auch die Mutter Albertine Rietschel.

Rietschel modellierte die Büste seiner ersten Ehefrau (der noch drei weitere Ehefrauen folgten) im Jahr nach ihrem Tod, im Januar 1836.

Neben dem Eisenguss im Kunstgussmuseum existiert eine identische Gips- Ausführung der Büste in der Skulpturensammlung in Dresden, die sich ursprünglich im Rietschelmuseum befand.

Abb. 2: Gipsbüste der Albertine Rietschel in der Skulpturensammlung Dresden

(Foto: Hans-Peter Klut / Elke Estel, SKD, ASN 0154)


Über die bereits mit 24 Jahren verstorbene junge Frau liegen kaum weitere Informationen vor. Eine Zeichnung, die nach Ihrer Heirat mit Rietschel entstanden ist, überliefert ihr Aussehen und bestätigt die Portraitgenauigkeit der Büste.

Abb. 3: Trautscholdt, Albertine vereh. Rietschel, um 1832/35, Deutsche Fotothek


Nicola Vösgen