Nicola Vösgen

Robert Ockelmann: Büste Johannes Schilling


Robert Ockelmann wurde am 6. Oktober 1849 in Hamburg geboren. Von 1869 bis 1872 studierte er an der Berliner Kunstakademie bei Eduard August Lürssen und von 1873 bis 1880 an der Dresdner Kunstakademie bei Johannes Schilling. Seit 1883 unterhielt er ein eigenes Atelier in Dresden. Seine Arbeiten wurden auf den Ausstellungen in Antwerpen 1885 und Melbourne 1888 mit einer Ehrenvollen Erwähnung ausgezeichnet, auf der Pariser Weltausstellung 1900 erhielt er die Große Silberne Medaille. Er schuf Fassadenplastiken in Dresden für das Hoftheater und das Albertinum (1878/1894) und in Hamburg für die Kunsthalle (1886), die Nikolaikirche (1886) sowie das Rathaus (1892); weiterhin Denkmäler, Büsten und Genrestatuen. Ockelmann starb am 25. Oktober 1915 in Dresden.


Die Büste von Johannes Schilling im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum Lauchhammer befindet sich das hervorragend erhaltene, 64cm große Gips-Modell einer Büste des Bildhauers Johannes Schilling, dem Lehrer Ockelmanns. Die Büste ist rechts am Sockel signiert mit „Rob. Ockelmann fec 1913“.

 

Abb. 1: Büste Johannes Schilling im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winkelmann, KGML, 2018)


Johannes Schilling

Johannes Schilling (23. Juni 1828 – 21. März 1910) studierte von 1842 bis 1850 an der Königlich Sächsischen Kunstakademie Dresden, u.a. bei Ernst Rietschel und 1851/52 in Berlin im Atelier von Friedrich Drake und bei Christian Daniel Rauch. Sein erster großer Auftrag war die Gruppe der Vier Tageszeiten an der Freitreppe der Brühlschen Terrassen (1868). Weitere bedeutende Werke waren die Quadriga der Semperoper, das Reiterstandbild für König Johann von Sachsen, das Niederwalddenkmal bei Rüdesheim (1883) sowie die Denkmale für Ernst Rietschel und Gottfried Semper. Schilling gilt als der bedeutendste Vertreter der Dresdner Bildhauerschule in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.


Die zwei Ausführungen der Johannes-Schilling-Büste

Robert Ockelmann hat die Schilling-Büste 1913 im Auftrag der Tiedge-Stiftung in Dresden geschaffen. Die 1841 in Dresden gegründete Stiftung unterstützte vor allem bedürftige Dichter und Künstler, darüber hinaus finanziert sie auch die Errichtung von Denkmalen und Erinnerungstafeln an Dichter und Künstler.

Die Stiftung übergab dem Stadtmuseum Dresden im Juli 1914 eine lebensgroße Marmorausführung der Schilling-Büste. Es existieren keine näheren Informationen über den dortigen Aufstellungsort. Möglicherweise befand sie sich im Lichthof des Museums, wo mehrere Büsten bedeutender Dresdner aufgestellt waren. Die Dresdener Büste ist nicht erhalten.

1915 schenkte die Tiedge-Stiftung einen Bronze-Abguss der Büste an Mittweida, der Geburtsstadt von Johannes Schilling. Die Büste sollte im Rathaus Mittweida, in einem Vorraum im ersten Obergeschoss Aufstellung finden. Es liegen keine Aufzeichnungen über den tatsächlichen Aufstellungsort vor.
Heute befindet sich die Büste im 2005 eröffneten Johannes-Schilling-Haus in Mittweida.

 

Abb. 2: Büste Johannes Schilling in Schilling-Haus in Mittweida
(Foto: Laszlo Toth (Chemnitz))

 

Die Bronze in Mittweida trägt keinen Stempel der Gießerei Lauchhammer, jedoch eine identische Signatur des Bildhauers und der Jahreszahl, wie das Gipsmodell im Kunstgussmuseum. Deshalb kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass der Abguss in Lauchhammer entstanden ist.