Max Esser: Fischotter


Max Esser wurde am 16. Mai 1885 in Barth (Vorpommern) geboren. Nach einer Bildhauerlehre studierte er von 1900 bis 1904 am Kunstgewerbemuseum und der Kunstakademie in Berlin, in den folgenden zehn Jahren arbeitete er im Atelier des bekannten Tierbildhauers August Gaul. 1906 debütierte er mit zwei Arbeiten auf der Berliner Kunstausstellung. In den folgenden Jahren wurde er insbesondere mit seinen Tierbronzen bekannt, die häufig meisterlich mit Gold- und Silbertauschierungen gearbeitet waren. Die Berliner Nationalgalerie kaufte 1912 sein „Perlhuhn“ an. 1914 wurde er für einen silbertauschierten Pfaufasan mit der Goldenen Medaille für Kunst ausgezeichnet.
Von 1919 bis 1926 arbeitete er für die Porzellanmanufaktur Meissen, wo er zahlreiche seiner berühmten Tierplastiken schuf. Danach wurde er in Berlin ansässig. 1923 erfolgte die Ernennung zum Professor. Max Esser galt neben August Gaul als einer der bedeutendsten Tierbildhauer im frühen 20. Jahrhundert. Der Bildhauer verstarb am 23. Dezember 1945 in Berlin-Zehlendorf.


Der Fischotter im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum befinden sich zwei Modelle des Fischotters von Max Esser. Ein Gipsmodell in der Größe 25,5cm (Vorderpfoten und Teil des Schwanzes fehlen) und ein mehrteiliges Metallmodell in der Größe 31cm.


Abb. 1: Modell des Fischotters im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winkelmann, 2019)

Die Gießerei Lauchhammer hat das Modell des Otters am 6. März 1937 angekauft. Es war vereinbart, dass der Künstler 15% des Erlöses von jedem verkauften Exemplar erhalten sollte. Laut den erhaltenen Modellkarten wurde der Fischotter in Eisen- und in Bronzeguss angeboten, für die Jahre 1938 bis 1941 sind allerdings nur die Verkäufe von drei (Eisen-) bzw. sechs (Bronzegüsse) dokumentiert.

In den Katalogen der Gießerei wurde der Fischotter 1938 ausschließlich in Bronze in der Größe 25cm und auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg 1955 angeboten. Im Kunsthandel sind keine der in Lauchhammer entstandenen Metallgüsse nachweisbar.


Der Fischotter von Max Esser

Esser hatte 1925 einen Fischotter in Bronze, 55cm hoch, geschaffen. Im folgenden Jahr entwarf er das Modell des Fischotters für die Porzellanmanufaktur Meissen, welche die Figur zunächst in Weißporzellan (24,5cm und 42,5cm) und seit 1931 auch Böttgersteinzeug (25cm und 43cm) vertrieb.


Abb. 2: Anzeige der Porzellanmanufaktur Meissen mit dem Fischotter in Porzellan, 1927
(Der Kunstwanderer, 9.1927, S. 38 / © Meissen)

In Bronze war der Fischotter von Max Esser erstmals 1930 auf der Kunstausstellung im Münchner Glaspalast zu sehen. Da Max Esser seine Bronzen überwiegend in der Berliner Kunstgießerei Hermann Noack gießen ließ, wird vermutlich auch diese Bronze dort entstanden sein. 1937 wurde Esser auf der Weltausstellung in Paris für den Fischotter (in Böttgersteinzeug) mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Auf den Großen Deutschen Kunstausstellungen in München war der Otter 1937 in Bronze (60cm) und 1944 in Porzellan ausgestellt.

Die Fischotter in Porzellan und die frühen Ausführungen in Bronze unterscheiden sich von der Ausführung in Böttgersteinzeug und den Modellen in Lauchhammer. Die Otter in Porzellan sitzen direkt auf einer runden Plinthe, während die Otter in Steinzeug aufrecht auf einem gischtumschäumten Felssockel hocken.


Otterbrunnen in Berlin

Ein bronzener Fischotter in der Größe 55cm wurde 1930 als Bekrönung eines Brunnens im Innenhof des Wernerwerk-Hochhauses in Berlin Siemensstadt aufgestellt. Seit 1937 steht ein Brunnen mit identischem Fischotter und drei weiteren Tierfiguren von Esser im Innenhof der Feuersozietät Berlin Brandenburg. In beiden Fällen weisen die Figuren keine Gießereibezeichnung auf.


Abb. 3: Fischotterbrunnen in Berlin-Siemensstadt und Berlin-Tiergarten
(Fotos: Nicola Vösgen, Oktober 2019)

Nicola Vösgen