Hermann Müller (auch Müller-Erfurt): Venus


Der Bildhauer Hermann Müllerwurde am 09. November 1882 als Sohn des eher unbekannten Holzbildhauers Louis Müller in Erfurt/Thüringen geboren. Aufgrund der Häufigkeit seines Nachnamens wurde dieser teilweise mit seiner Geburtsstadt kombiniert, somit ist der Bildhauer auch unter Hermann Müller-Erfurt bekannt.

Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Erfurt studierte Müller ab 1906 an der Münchener Akademie der Bildenden Künste die Bildhauerei, sein Lehrer waren Erwin Kurz und Adolf von Hildebrand. Um 1912 ließ er sich in Berlin Schmargendorf nieder, wo er bis zu seinem Tod am 18. Januar 1955 lebte.

Seine wichtigsten Werke waren einige Tierfiguren auf dem Arkonaplatz und die Bauplastik am ehemaligen Stettiner Bahnhof (beide zerstört) sowie die Fassadenskulpturen an dem Verwaltungsgebäude der Reichsbahn in der Invalidenstraße (alle Arbeiten: Berlin-Mitte).


Das Modell der Venus-Statue im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum befindet sich das 52cm große Modell einer Venusstatuette von Hermann Müller.

Die unbekleidete weibliche Figur hält in der linken Hand eine Muschelschale, mit der rechten Hand hebt sie eine lange, in die Haare geflochtene Perlenkette auf Schulterhöhe empor. Das Modell trägt am Sockel hinten links die Bildhauersignatur „HERM. MÜLLER. 12.“.


Abb. 1: Modell der Venus im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winckelmann, 2019)

Die Gießerei Lauchhammer hat das Modell der Venus von Hermann Müller am 22. Januar 1915 für eine einmalige Zahlung in Höhe von 500 Mark erworben.

Abgebildet war die Statue in dem Lauchhammer Bildguss-Katalog von 1915 ohne Größenangabe und in dem Katalog von 1927 in Größe 52cm. Laut einem Preisverzeichnis von 1927 kostete ein Bronzeabguss der Venus zum damaligen Zeitpunkt 434 Mark.


Abb. 2: Abbildung der Venus im Lauchhammer Bildguss-Katalog 1927
(Foto: Lauchhammer Bildguss, Gs3, 1927, S. 81)

Es ist nicht überliefert, wie viele Bronzeabgüsse von der Venus hergestellt und verkauft wurden. Im Kunsthandel sind keine Abgüsse dieser Skulptur nachweisbar. Die Venus war die einzige Arbeit von Hermann Müller, die von der Kunstgießerei Lauchhammer angekauft bzw. vertrieben wurde.


Die Statue der Venus

Die 1912 entstandene Statuette war, in Bronze gegossen, im selben Jahr auf der Kunstausstellung im Münchener Glaspalast unter der Bezeichnung „weibliche Figur“ zu sehen. Im Ausstellungskatalog war ein Foto der Statuette abgebildet.


Abb. 3: Foto der Venus auf der Ausstellung im Münchener Glaspalast 1912
(Münchener Jahres-Ausstellung im Kgl. Glaspalast 1912, Taf. 128)

Wenn man die historischen Fotos der Venus mit dem erhaltenen Modell genau vergleicht, kann man erkennen, dass die Perlenkette ursprünglich auf der rechten Schulter der Figur auflag. D.h. die Kette war zu einem unbekannten Zeitpunkt wohl verloren und ist in einer dem Original nicht entsprechenden Version ergänzt worden.

Nicola Vösgen