Peter Breuer: Moltke-Statuette vom Kaiser-Wilhelm I Denkmal in Halle


Peter Breuer wurde am 19. Mai 1856 in Köln geboren. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung als Steinmetz bevor 1874 das Studium an der Münchener Kunstakademie aufnahm. 1878 kam er nach Berlin und studierte bei dem Bildhauer Fritz Schaper. Seit 1879 war Breuer regelmäßig auf den Akademie-Ausstellungen vertreten. Große Aufmerksamkeit erregte er mit der 1890 vorgestellten Statue „Der Frühling“, die zu seiner Aufnahme in das Atelier von Reinhold Begas führte, wo er am Berliner Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. mitarbeitete. Berühmt wurde er mit der Bronzegruppe „Adam und Eva“, die 1891 auf der Münchener Kunstausstellung mit einer kleinen goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Er schuf hauptsächlich Denkmäler für den öffentlichen Raum, von ihm stammten beispielsweise die Statue des Kurfürsten Johann Sigismund in der Berliner Siegesallee oder das Beethoven-Denkmal in Bonn. 1896 wurde Breuer zum Professor an der Kunstakademie in Berlin ernannt. Der Bildhauer verstarb am 1. Mai 1930 in Berlin.


Das Kaiser Wilhelm I. Denkmal in Halle mit Moltke-Statue

Im Januar 1896 begannen in Halle a. d. Saale die Planungen für die Errichtung eines Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm I. Der Berliner Architekt Bruno Schmitz entwarf zunächst eine monumentale Anlage mit sitzender Kaiserstatue. Eine weitere große Spende ermöglichte jedoch die Errichtung eines Reiterstandbildes des Kaisers. 1898 wurde für die Schaffung der Figuren, das Reiterstandbild und zwei Statuen von Graf Moltke und Fürst Bismarck, ein Wettbewerb ausgeschrieben aus dem Peter Breuer als Sieger hervorging.

Mit dem Bau der Anlage wurde 1898 begonnen. Sie bestand aus einer halbkreisförmigen Säulenhalle mit Bogennische in der Mitte und Eckpylonen an den Enden. Vor der Bogennische stand das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I, flankiert von den Standbildern von Bismarck (links) und Moltke (rechts). Breuer hat bei der Gestaltung der drei Figuren auf jegliche Heldenpose verzichtet, gerühmt wurde die schlichte Gestaltung der Figuren im Gegensatz zu anderen Denkmälern aus derselben Zeit.
Die 4,5 Meter große Reiterstatue des Kaisers und die über 3 Meter großen Statuen von Bismarck und Moltke sind 1901 in Lauchhammer in Bronze gegossen worden. Die Enthüllung des Denkmals fand am 26. August 1901 statt.


Abb. 1: Das Kaiser Wilhelm Denkmal in Halle
(Kuntzemüller, Otto: Die Denkmäler Kaiser Wilhelms des Grossen, Bremen 1902, S. 128)

1923 wurde ein Sprengstoffattentat auf das Kaiser Wilhelm I. Denkmal in Halle verübt, wobei die Moltke-Statue zerstört wurde. Vermutlich war in Lauchhammer noch das originale Modell vorhanden und das Moltke-Standbild wurde hier ein zweites Mal hier gegossen.

Die Denkmalanlage, die im 2. Weltkrieg nur beschädigt worden war, ist nach 1945 beseitigt worden.


Moltke- Statuette im Kunstgussmuseum

Im Kunstgussmuseum befinden sich von dem Kaiser Wilhelm I. Denkmal in Halle drei Gipsmodelle der Moltke-Statue in verkleinertem Maßstab in den Größen: 26cm, 54,5cm und 110cm.


Abb. 2: Moltke-Statuette, 54,5cm im Kunstgussmuseum
(Foto: Tino Winkelmann, 2019)

Moltke ist bekleidet mit einem weiten Feldherrenmantel und Umhang, am Stehkragen seiner Uniform ist das Eiserne Kreuz befestigt. Die Arme sind vor dem Leib verschränkt, in der linken Hand hält er einen Feldstecher als Attribut für den weitblickenden und überlegenen Strategen.

In den Bildguss-Katalogen wurden Abgüsse der Statuette zwischen 1927 und 1938 in der Größe 29cm angeboten. Ob die Statuette tatsächlich in den drei Größen, die die Modelle aufweisen, angeboten bzw. verkauft wurde, ist nicht überliefert.


Abb. 3: Moltke-Statuette im Lauchhammer Bildguss-Katalog, 1927
(Lauchhammer Bildguss-Katalog, 1927, Gs 3, S. 52)

Es ist nicht dokumentiert, wann das Modell angekauft wurde. Möglicherweise war der Zweitguss der 1923 zerstörten Statue in Halle der Anlass, gegen Ende der 1920er Jahre die Statue in verkleinertem Format in das Verkaufs-Angebot der Gießerei aufzunehmen.

Im Kunsthandel ist die Moltke-Statuette von Peter Breuer in den vergangenen Jahren nicht angeboten worden.

Nicola Vösgen